von Rolf Höneisen – Textquelle IDEA Schweiz 24.2021
Schweizer Freikirchen leisten einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Sie tun dies unspektakulär und bezahlen vieles aus der eigenen Tasche. Dies zeigt eine Studie.
Sie sind nicht nur bibelkundig, sie packen auch an. Eine aktuelle Erhebung bei Freikirchen in der Romandie, dem Tessin und der Deutschschweiz belegt: Soziales Engagement ist ein Wesensmerkmal der evangelisch-freikirchlichen Gemeinden. Sie leisten unzählige Stunden Freiwilligenarbeit für alle Altersgruppen und sozialen Schichten. An der Studie teilgenommen haben alle unter dem Dach von Freikirchen.ch vereinten 18 Kirchenverbände. Mehr als ein Drittel – insgesamt 358 Gemeinden – machten mit. Die Erhebung gilt als repräsentativ.
Freiwilligenarbeit entlastet den Staat
Zu den Fakten: Insgesamt unterstützen die 1000 Freikirchen in der Schweiz rund 180 000 Menschen. Der Freikirchenverband hat hochgerechnet: Die Freikirchler (Angestellte zusammen mit Freiwilligen) haben im Pandemiejahr 2020 den Staat im Sozialbereich um rund eine halbe Milliarde Franken entlastet. Vielerorts hätten die Lokalbehörden die Kirchen um Unterstützung angefragt. Viele Freikirchen seien in dieser Zeit geradezu aufgeblüht, weil sie sich für Menschen in Not engagieren konnten.
Das Engagement ist noch wenig bekannt
Das soziale Engagement der Freikirchler ist wenig bekannt. Offenbar hängen sie ihre diakonischen Dienste nicht an die grosse Glocke. „Freikirchen haben viele Angebote für Menschen, die sich für die Gesellschaft engagieren wollen“, weiss Peter Schneeberger, Präsident des Deutschschweizer Dachverbandes. Profitiert vom gesellschaftlichen Engagement hätten vor allem die Jungen und die Alten. Insbesondere Alleinstehende, Senioren und Familien mit Kindern berichten, sie hätten die Kirche in der Corona-Zeit besonders geschätzt. „Sätze wie ‚Ich weiss nicht, was ich ohne die Kirche gemacht hätte‘ hörten wir in diesen Tagen häufig“, sagt Jean-Luc Ziehli, Präsident des Réseau évangélique suissse (RES).
Viele neue Projekte lanciert
Allein die Tatsache, dass ein Drittel aller befragten Gemeinden im Laufe des Jahres 2020 trotz Lockdown, Social Distancing und Versammlungseinschränkungen neue Projekte und Aktivitäten initiiert und umgesetzt haben, zeugt von grossem Einfallsreichtum und Engagement und dies meist ohne zusätzliche finanzielle Mittel. Nebst den angestellten Mitarbeitenden haben sich Tausende von freiwilligen Helferinnen und Helfern ehrenamtlich an den verschiedenen Aktionen beteiligt.
Vielfältige Angebote
Die Angebote sind vielfältig. Am häufigsten wurden Menschen seelsorgerlich betreut, persönlich begleitet und es wurden besondere Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen unternommen. Senioren wurden zu Hause besucht und Personen beim Einkaufen unterstützt. Auch für schwer kranke und sterbende Menschen waren freikirchliche Christinnen und Christen während der Corona-Zeit da. Zudem wurden Eltern bei der Kinderbetreuung entlastet, Asylsuchende betreut, Allein- erziehende begleitet und besonders bedürftige Menschen unterstützt. Weitere soziale Dienste umfassten die Abgabe von Essen, Sprachunterricht für Menschen mit Migrationshintergrund, Nachbarschaftshilfe wie Einkaufen und Fahrdienste, Arbeitsvermittlung sowie Schulden- und Eheberatung.