Geschichte

Unser Weg als Bund

Bewegt von Gottes Liebe für die Menschen.

Die Evangelischen Täufergemeinden entstanden aus einer erwecklichen Bewegung im 19. Jahrhundert. Die persönliche Heilserfahrung und deren Umsetzung im Alltag standen dabei im Vordergrund. Wichtig ist den Evangelischen Täufergemeinden bis heute das Priestertum aller Gläubigen und somit die freiwillige Mitarbeit der Mitglieder.

Untenstehend finden Sie einen Abriss der Geschichte des Bundes ETG.

Einen noch umfassenderen Einblick in die Geschichte der Evangelischen Täufergemeinden erhalten Sie im Buch: Missionarische Gemeinde werden: Der Weg der Evangelischen Täufergemeinden von Bernhard Ott. Ein persönliches Exemplar können Sie ganz einfach über unser Sekretariat bestellen – schreiben Sie eine Mail an: wm(at)swiss-online.ch

Im 19. Jahrhundert begannen in manchen Teilen Europas Menschen ganz neu nach Gott zu suchen. Samuel Heinrich Fröhlich, ein reformierter Pfarrer aus dem Kanton Aargau, gehörte zu den markanten Personen unter ihnen. Aufgrund seiner erwecklichen Verkündigung kam es aber zum Bruch mit der Landeskirche. In Leutwil entstand in der Folge 1832 die erste freikirchliche Gemeinschaft unter der Leitung Fröhlichs.
In seinem Kopf und Herz waren Ansichten über Christsein und Kirche gewachsen, die dem alten Täufertum ganz ähnlich waren: Menschen sollten zur Umkehr und zum persönlichen Glauben gerufen werden. Wer glaubt und es in freier Entscheidung wünscht, soll getauft werden. Die Gemeinde soll aus glaubenden und getauften Menschen bestehen und vom Staat unabhängig sein. So suchte Fröhlich Kontakt mit den Alttäufern (Mennoniten) im Emmental. Dort wurde er zuerst offen aufgenommen und förderte mit seiner Verkündigung den erwecklichen Geist, der sich im Emmental bereits breit machte. 1835 kam es aber in Langnau zum Bruch zwischen den Alttäufern und den Anhängern Fröhlichs. Ab da existierten zwei  unabhängige Gemeinden – eine in Giebel, eine im Kehr.

Fröhlich dehnte seinen Wirkungsradius nach Zürich, der Ostschweiz und später auch ins Elsass und nach Baden-Württemberg aus. Die von ihm gegründeten freikirchlichen Gemeinschaften nannte er «Evangelisch Taufgesinnte». Daraus entwickelte sich ein Netzwerk von Gemeinschaften und Hauskirchen, die sich aus der Schweiz und Süddeutschland weiter bis nach Osteuropa (Nazarener) und Nordamerika (Apostolic Christian Church) ausbreiteten.

Interne Konflikte

Anfangs des 20. Jahrhunderts begann die Entwicklung zu stocken. Regelorientierter Glaube und die Abschottung von anderen Kirchen führten in zunehmende Isolierung. Nach internen Konflikten folgte kurz nach 1900 eine weitere Trennung, in der sich die konservativen, geschlossenen Gemeinden von den sich zunehmend öffnenden und evangelisch geprägten Gemeinden zu distanzieren begannen. Die konservativen, in sich geschlossenen Gemeinden tragen heute noch den Namen «Gemeinschaft Evangelisch Taufgesinnter» (GET). Ihre Mitglieder pflegen keinen Kontakt zu anderen Kirchen und leben ihren Glauben nach strikten Regeln.

Die Gemeinden mit offener Ausrichtung fanden im Laufe des 20. Jahrhunderts ihren Weg hin zur Evangelischen Allianz. Sie wirken heute im Verband «freikirchen.ch» (Dachverband von Freikirchen und christlichen Gemeinschaften der Schweiz) mit.

Seit 1984 sind diese Gemeinden im Bund der Evangelischen Täufergemeinden (ETG) zusammengefasst. Dieser umfasst in der Schweiz und in Süddeutschland 25 Gemeinden mit ca. 2500 Mitgliedern und beinhaltet neben der kirchlichen auch eine breitgefächerte, internationale karitative Arbeit innerhalb verschiedener Institutionen und Werken.

Der Gründer der Evangelischen Täufergemeinden, Samuel Heinrich Fröhlich, geboren 1803, hatte nach einem humanistischen Gymnasium an der Universität Theologie studiert und wurde im Jahre 1828 von der aargauischen Kirchenbehörde zum Pfarrverweser der Kirchgemeinde Leutwil am Hallwilersee ernannt. Die universitäre Theologie war damals stark vom «Rationalismus» beeinflusst, der wiederum auf die «Aufklärung» zurückging. Der Rationalismus als Grundrichtung des philosophischen Denkens, welcher die Überzeugung vertrat, dass die Welt dem Verstand und der Vernunft gemäß, das heißt von logischer, gesetzmäßig berechenbarer Beschaffenheit sei. In der protestantischen Theologie wurden Wunder als natürliche Vorgänge gedeutet. Die Glaubenslehre wurde an den Maßstäben der Vernunft überprüft, und der Offenbarungscharakter der Bibel kritisch hinterfragt. Dieser Theologie stellten sich reformierte und lutherische Orthodoxie, der Pietismus sowie die aufkommende Erweckungsbewegungen entgegen. Letztere riefen zu einer persönlichen Glaubensentscheidung, zur Umkehr zum gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus auf. Nur in der Beziehung zu ihm erhielten Menschen Vergebung und neues Leben aus Gott.

Christus im Zentrum

Fröhlich kam gegen Ende seines Studiums mit den Kreisen der Erweckungsbewegung in Berührung. Zunächst lehnte er ihre Lehren entschieden ab. Schon bald änderte sich aber seine Einstellung. So notierte er im April 1824: «Durch Gotteserkenntnis kommt der Mensch zur Selbsterkenntnis; das ist die Wahrheit, die uns Christus lehrt und zu der wir durch Busse gelangen.» Mit großer Hingabe begann er Gott zu suchen, «bis», so schrieb er, «mir endlich der Glaubensblick auf Jesum Christum, den Gekreuzigten, Ruhe und Frieden und Licht brachte und einer neuen Schöpfung in mir Raum machte. Von da an ward Jesus Christus der Mittelpunkt meines ganzen Lebens.»

Am 7. Dezember 1828 hielt er in der Kirche in Leutwil als Pfarrverweser die Antrittspredigt. Er predigte das Evangelium mit großer innerer Überzeugung und rief die Zuhörer zur Umkehr auf. War die Kirche vor der Anstellung von Fröhlich sonntags fast leer, so füllten sich nun die Bänke. Sogar viele Kirchgänger aus den umliegenden Dörfern besuchten die Predigten des neuen Pfarrverwesers. Die Glaubensüberzeugung des jungen Pfarrers entsprach indes nicht der offiziellen Anschauung der aargauischen Kirchenbehörde, welche die rationalistische Richtung der Theologie vertrat. Fröhlich wurde vor die Behörde zitiert und seine Predigten wurden zensuriert. Er konnte seine innerste Glaubensüberzeugung nicht verleugnen und es kam zum Bruch. Am 13. Oktober 1830 entließ ihn die Kirchenbehörde, obwohl ein Bittschreiben der Kirchgemeinde Leutwil vorlag, man möchte den jungen Pfarrer nicht entlassen. Fröhlich zog sich darauf zurück und nahm mit verschiedenen Vertretern der Erweckungsbewegung Kontakte auf.

Taufe und Abendmahl

Die Sorge um das geistliche Wohl vieler durch seine Predigten erweckten Kirchenbesucher in Leutwil belastete ihn sehr. So machte er im Frühjahr 1831 Besuche in Leutwil. Sobald bekannt wurde, dass er in der Gegend war, versammelten sich allabendlich 200 bis 300 Personen, um ihn zu hören. Eine ganze Anzahl von Zuhörern wurde durch das gepredigte Wort ergriffen und erfuhr im Glauben an Jesus Christus Vergebung und Erlösung. 38 Personen ließen sich von ihm taufen. Am Palmsonntag 1832 traf er sich erneut mit ihnen und teilte das Abendmahl aus. Diese Zusammenkunft kann rückblickend als Geburtsstunde der Gemeinschaft Evangelisch Taufgesinnter bezeichnet werden. Fröhlich war sich dessen wohl kaum bewusst, da er nicht beabsichtigte, eine neue Gemeinschaft zu gründen.

1. Eine Bewegung entsteht: Von der Gründung bis zum Tod von Fröhlich

Fröhlich war 29 Jahre alt, als die erste Gemeinde in Leutwil entstand. Er starb mit 53 Jahren. Während diesen 24 Jahren seines kurzen Lebens verbreitete er sein Verständnis der biblischen Botschaft hauptsächlich in den Kantonen Aargau, Thurgau, St. Gallen, Zürich, Bern, Neuchâtel und in Süddeutschland. Am Ende seines Lebens (1857) zählte die Gemeinschaft über 30 Ortsgemeinden.

Fröhlich spürte eine starke innere Berufung und engagierte sich mit seiner ganzen Existenz dafür, Menschen zu einer lebendigen Gemeinschaft mit Christus zu führen. Folgendes von ihm stammende Zitat bringt sein Verständnis von Berufung zum Ausdruck: «Ich weiß und bin gewiss, dass unser Weg, eine Gemeinde zu bilden und zu sammeln durch die Taufe derer, die gläubig geworden sind, der einzige Weg zum Leben, zur Freiheit von der Sünde und zur Gemeinschaft mit Gott ist – die Gemeinde, die auf dem Weg der Predigt, des Glaubens und der Taufe gesammelt wird, aus Freiwilligen, nicht aus Gezwungenen.»

Die damalige Zeit war für eine evangelistische Tätigkeit und zur Gründung einer neuen freikirchlichen Bewegung außerhalb der Staatskirche aus einer Vielzahl von Gründen ungünstig:

In vielen Kantonen war die Glaubens- und Gewissensfreiheit in den Verfassungen festgeschrieben. Dieses Freiheitsrecht wurde aber sehr engherzig ausgelegt. Fröhlich wurde aufgrund seines Verständnisses der Bibel oft aus einem Kanton ausgewiesen. Die Begründung lautete, dass die Glaubens- und Gewissensfreiheit nur für die persönliche Glaubensüberzeugung gelte, nicht aber für das Weitergeben der eigenen religiösen Meinung in Form von Versammlungen. Verbreitet war die Auffassung, hier der Staatskirche folgen zu müssen.

Druck von verschiedenen Seiten

Bis zum Jahr 1874 (Revision der Bundesverfassung von 1848) war die Zivilehe fast in allen Kantonen ungültig. Die Ehe musste in der offiziellen Staatskirche geschlossen und Kinder in der Kirche getauft werden. Fröhlich heiratete im Jahre 1836 Susette Brunschwiler, Mitglied der Täufergemeinde in Hauptwil. Die Eheschließung fand innerhalb dieser Gemeinde statt. Seine Ehe wurde von keiner schweizerischen Regierung anerkannt und seine Kinder galten als unehelich. Dies brachte Fröhlich in große Not. Es blieb ihm schließlich kein anderer Ausweg, als die Schweiz zu verlassen und sich für die letzten 13 Jahre in Straßburg niederzulassen, wo seine Ehe als rechtmäßig anerkannt wurde.

Religiöse Vereinigungen außerhalb der offiziellen Staatskirche galten als suspekt. Alle, die nicht der Staatskirche angehörten, hatten den Status von Sektierern. Auch die Mitglieder der durch Fröhlich neu gegründeten Gemeinden hatten unter dieser Haltung zu leiden. Viele wurden verfolgt und Versammlungen durch Randalierer gestört. An einem Ort mussten sich die Teilnehmer eines Gottesdienstes im Wald versammeln, um das Treffen geheim behalten zu können. Der äußere Druck festigte den Zusammenhalt der Mitglieder der jungen Gemeinden stark. Die Herzlichkeit der Gemeinschaft war beeindruckend.

Die neugegründeten Gemeinden benötigten aber dringend geistliche Leitung. Obwohl Fröhlich in den Gemeinden Älteste (biblische Bezeichnung für Gemeindeleiter) für die Führung einsetzte, musste er diese in vielen Fragen beraten, da sie sich noch nicht auf bestehende Strukturen und Regelungen stützen konnten. Seine Verkündigungstourneen und Gemeindebesuche musste er zu Fuß oder mit der Postkutsche organisieren. Seine Arbeitslast war enorm und seine eher schwächliche Konstitution machte ihm dabei zu schaffen.
Fröhlich war während der Entstehungsphase der Evangelischen Täufergemeinden auch der einzige ausgebildete Theologe. Seine Ansichten, die er mündlich und schriftlich mit großer Überzeugung vertrat, wurden zur Richtschnur für das theologische Denken der Gemeinden weit über seinen Tod hinaus. Dies hatte zur Folge, dass die Evangelischen Täufergemeinden den Kontakt zu anderen erwecklichen Kreisen kaum suchten.

2. Von der lokalen Bewegung zur weltweiten Glaubensfamilie

In einer zweiten Periode bis etwa zum Beginn des zweiten Weltkrieges breitete sich die Gemeinschaft nach Deutschland, Frankreich, Österreich, Osteuropa sowie auf den nord- und südamerikanischen Kontinent aus. Dabei gab es kein zentrales Evangelisationskomitee, welches die Ausbreitung plante und organisierte. Einzelne Gläubige, in der Mehrzahl Laien, folgten einer inneren Berufung, indem sie in fremde Länder zogen oder in ihrem weiteren Umfeld ihren Glauben bezeugten und lebten, sich mit anderen zusammenschlossen und meist nach dem Prinzip von Hauskirchen, weitere Gemeinden gründeten.

a) Ausbreitung nach Osteuropa

Im Sommer 1839 kamen zwei ungarische Wandergesellen in Zürich mit Fröhlich in Berührung. Sie hießen J. Denkel und J. Kropatscheck und waren von Beruf Schlüsselschmiede. Fröhlichs lebendige Verkündigung beeindruckte sie so sehr, dass sie ihr Leben Christus übergaben und sich taufen ließen. Zurückgekehrt nach Ungarn breiteten sie ihre Glaubensüberzeugung unter ihren Berufskollegen aus. Der erste Gottesdienst der «Nazarener» – so der Name der Bewegung in Osteuropa – fand in der Nacht vom 8. Mai 1840 in einer Werkhalle statt. Die Versammlung begann mit dem Singen von Liedern aus dem calvinistischen Liederbuch. Nach dem Gebet verkündete Denkel das Evangelium. L. Hencsey, welcher bereits mit Denkel Kontakt hatte, gab ein Zeugnis über seine Bekehrung und wurde anschließend getauft.

Hencsey wurde bald eines der aktivsten Mitglieder der neuen Bewegung. Während des Tages arbeitete er als Handwerker und nach Arbeitsschluss predigte er in privaten Häusern. Nachdem die Behörden auf ihn aufmerksam gemacht wurden, begannen sie ihn zu verfolgen. Er floh nach Zürich, wo er 1843 starb. Nach seinem Tod führte Josef Bella diese evangelistische Arbeit in Ungarn weiter. 1850 wurde Bella von den Behörden ins Gefängnis von Pest eingeliefert. Hinter den Gefängnismauern verkündigte er unermüdlich die frohe Botschaft. Viele Mitgefangene kamen zum Glauben, mit ihnen auch der Gefängnisaufseher, seine Frau und seine Schwester. 1855 verschaffte die Behörde Bella einen Pass nach Amerika, damit er auswandern konnte.

Wachstum trotz Widerstand

1854 erließen die ungarischen Behörden eine Amnestie. Viele gefangene Nazarener wurden aus dem Gefängnis entlassen, so unter anderen auch Istvan Kalmar. Ein ungarischer Historiker bezeichnet ihn als den zweiten Gründer der Nazarenergemeinde. Er verkündigte das Evangelium mit großem Einsatz und gründete an verschiedenen Orten Nazarenergemeinden, bis ihn die Behörden erneut inhaftierten.

Nach dem Tode von Kalmar verbreiteten Karoly Ethei und Joszef Toth die «neue» Lehre. Karoly Ethei war 20 Jahre wegen Diebstahls und Mord im Gefängnis gewesen. Durch mitgefangene Nazarener fand er zum Glauben. In Vasahely entstand ein missionarisches Zentrum, welches von den ungarischen Behörden als so wichtig erachtet wurde, dass es dem Minister für religiöse Angelegenheiten und öffentliche Lehren unterstellt wurde. Von Ungarn aus fassten die Nazarenergemeinden Fuss in Serbien, Bosnien, Slawonien, später auch in Rumänien. In Serbien breitete sich die Bewegung rasch aus. Dort entstand wahrscheinlich die erste Gemeinde im Jahre 1867.

Da die Glaubensüberzeugung der Nazarener bei vielen Serben Anklang fand und Übertritte aus der serbisch-orthodoxen Kirche zu Nazarener-Gemeinden stattfanden, wurden kirchliche und politische Kreise auf die neue Bewegung aufmerksam. Verschiedene Veröffentlichungen aus jener Zeit sind erhalten geblieben. Sie befassten sich mit der Frage nach den Gründen des starken Wachstums der Nazarenergemeinden. Gründe wurden in der schlechten Führung der orthodoxen Kirche gesehen oder in der Solidarisierung der Nazarener mit der verarmten Bevölkerung, die gegen den aufkommenden Kapitalismus passiven Widerstand leistete. Den Nazarenern wurde aber bestätigt, dass sie ehrliche und aufrichtige Bürger seien, welche versuchten, nach dem Vorbild der ersten Christengemeinden zu leben. Trotzdem wurde die Bewegung von den maßgebenden kirchlichen und politischen Kreisen mit großem Misstrauen und mit Vorbehalten betrachtet, sowie als soziales Übel angesehen; denn die Nazarener waren nicht bereit zu schwören und Militärdienst mit der Waffe zu leisten.

b) Ausbreitung auf den nord- und südamerikanischen Kontinent
Samuel Heinrich Fröhlich wurde von einer Täufersiedlung in Black River, USA, gebeten, ein Mitglied der Gemeinschaft Evangelisch Taufgesinnter nach den USA zu senden, um bei der Gründung und Führung einer Gemeinde behilflich zu sein. Beneth Weyeneth (1819-1887) wurde für diese Aufgabe bestimmt, in der Schweiz zum Ältesten gewählt und von Fröhlich für diese Aufgabe gesegnet. 1847 reiste Weyneth nach Amerika und gründete im Osten der USA, in New Bremen, die erste Gemeinde der Bewegung in Nordamerika. Er setzte Josef Virkler (ursprünglicher Name in der Schweiz: «Würgler») als Ältesten ein. Nach dem Tode von Josef Virkler sprang dessen Bruder Peter in die entstandene Lücke. Dieser bereiste die USA und predigte an vielen Orten. So gründete er in Portland die erste Täufer Gemeinde im Westen von Amerika.

Im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten viele Taufgesinnte aus der Schweiz und Deutschland nach den USA aus, weil sie an manchen Orten von den Behörden wegen der Ausübung ihres Glaubens bedrängt wurden. Auch wirtschaftliche Gründe zwangen viele zur Auswanderung. Ein typisches Beispiel für die damalige Situation ist der Weg von Andreas Braun. Er kam im Jahre 1845 aus Deutschland (Schweinsfurt) in die Schweiz und arbeitete als Geselle bei «Bruder Märki» in Ormalingen (Basel-Land). Dieser war Mitglied der Gemeinschaft Evangelisch Taufgesinnter. Hier fand Braun zu einem persönlichen Glauben an Jesus Christus. Er reiste nach Strassburg und wurde dort von Fröhlich im Rhein getauft. Im folgenden Jahr kehrte Andreas Braun nach Deutschland zurück und predigte in Schweinfurt das Evangelium. Eine Gemeinde entstand. Nach einiger Zeit wurde er wegen seiner evangelistischen Tätigkeit von der Behörde ins Gefängnis geworfen. Sie stellte ihn vor die Alternative, seine evangelistische Tätigkeit einzustellen oder auszuwandern. Ein Gesuch beim König von Bayern um die Erlaubnis das Evangelium zu predigen, hatte keinen Erfolg. Im Jahre 1854 reiste er mit seiner Familie und der ganzen Gemeinde in die Vereinigten Staaten aus. Die Reise war in jener Zeit sehr beschwerlich. 42 Tage dauerte allein die Überquerung des atlantischen Ozeans. Braun entfaltete in den USA eine rege evangelistische Tätigkeit. 1872 wanderten drei Berner Familien nach Argentinien aus und gründeten dort täuferische Gemeinden. Auch in Brasilien entstand im Jahr 1922 eine Täufergemeinde.

Die aus dieser Geschichte entstandene Bewegung in den USA und Kanada nennt sich Apostolic Christian Church und hat sich im Verlauf des 20 Jahrhunderts in fünf größere sowie weitere Verbände und Gruppen aufgesplittet.

1. Die Einheit der Gemeinde

Während des Lebens von Samuel Heinrich Fröhlich entstanden in der Schweiz und in Süddeutschland etwa 30 Gemeinden. Nach dem Hinschied Fröhlichs erlosch in den Gemeinden der genannten Gebiete, der missionarische Eifer und sie wuchsen nur noch spärlich, während sich die Bewegung in den osteuropäischen, nord- und südamerikanischen Staaten schnell ausbreitete. Bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges verlief die Entwicklung in den Gemeinden weltweit sehr ähnlich. Man bemühte sich, in den wichtigsten Fragen, wie Gemeindeverständnis, Gemeindezugehörigkeit, Taufe, Abendmahl und Gemeindezucht weltweit übereinzustimmen. Da kein übergeordnetes Organ die Koordination unter den Gemeinden sicherstellte, fanden periodisch nationale und internationale Ältestenversammlungen statt, die den Zusammenhalt unter den Gemeinden förderten. Zudem pflegten die Gemeinden durch gegenseitige Besuche den Kontakt miteinander.

Die lokale und regionale Entwicklung der Gemeinden wurde aber von starken Führungspersönlich-keiten bestimmt, die teilweise sehr autoritär agierten. Die Gemeinden waren weniger vom demokratischen Denken geleitet als in unserer Zeit. Die Ältesten hatten eine stärkere Stellung als heute. Die Gemeindezucht wurde streng gehandhabt. Der versammelten Gemeinde im Sinne von Matthäus 18, 15-20 maß man eine große Bedeutung zu. Bewerberinnen und Bewerber, welche in die Gemeinde aufgenommen werden wollten, hatten sich einer strengen Prüfung zu unterziehen. Zentrale Fragen waren:

  • Ist die Umkehr echt?
  • Hat er oder sie genügend Busse getan und alle Schuld bekannt?
  • Hat er oder sie im Glauben an Jesus Christus Vergebung und den Frieden Gottes empfangen?

Das Abendmahl wurde nur im Kreise der Gemeindeglieder gefeiert. Das Bemühen, das theologische Erbe von Fröhlich zu bewahren, führte zunehmend zu einer Isolation der Evangelischen Täufergemeinden. Der Kontakt mit anderen evangelischen Freikirchen wurde vermieden.

Enger Zusammenhalt innerhalb der Gemeinden

Umso stärker ausgeprägt war der Zusammenhalt innerhalb der Gemeinden. Das gesellschaftliche Leben der Mitglieder spielte sich größtenteils darin ab. Man fühlte sich im Kreis der Geschwister geborgen. Auf die Liebe der Glaubensgeschwister untereinander wurde großen Wert gelegt. Notleidende Mitglieder erfuhren Hilfe durch die Gemeinschaft. Arme wurden von der Gemeinde unterstützt. An verschiedenen Orten entstanden Altersheime, damit alleinstehende oder bedürftige alte Geschwister gut aufgehoben waren. Am Sonntag waren die Geschwister den ganzen Tag zusammen. Meistens fanden zwei Gottesdienste statt. Nach dem Morgengottesdienst nahm man gemeinsam das Mittagessen ein. In vielen Gemeinden wurde nach dem Gottesdienst am Nachmittag noch ein Imbiss serviert. Den Sonntagabend verbrachten die Geschwister in privaten Kreisen mit Gesang und Musik. Am Mittwochabend fand man sich wieder zum Gottesdienst ein. Innerhalb der Gemeinde begrüßten sich Männer als geistliche Brüder mit dem (Bruder-)Kuss, ebenso verhielten sich Frauen als Schwestern untereinander gemäß 1. Petrus 5, 14 und Römer 16, 16.

Starke Verbindung über Kontinente hinweg

Bei der Beschäftigung mit der Geschichte der Gemeinschaft Evangelisch Taufgesinnter fällt der starke, weltweite Zusammenhalt auf. Im Mittelalter sagte man, wenn ein Waldenser (alte evangelische Freikirche, die verfolgt wurde) von Rom nach Berlin reise, müsse er nirgends einkehren; überall könne er bei einem Glaubensgenossen Unterschlupf finden. So ähnlich war es auch bei den Evangelischen Taufgesinnten, ihre Gastfreundschaft war sehr ausgeprägt. Glaubensgenossen aus europäischen Gemeinden wurden z.B. in den USA überall in großer Liebe aufgenommen, umgekehrt fanden amerikanische Geschwister bei europäischen Geschwistern ebenso offene Türen. Auch die Verbindungen zu den Gemeinden in Osteuropa gestalteten sich herzlich. Ungarische und serbische Brüder, die auf Besuch in die Schweiz kamen, predigten in Schweizer Gemeinden. Schweizerische Älteste scheuten den langen Weg in die USA nicht, um die dortigen Gemeinden zu besuchen. Älteste von Zürich reisten durch den ganzen amerikanischen Kontinent, um die Gemeinden im Westen der USA kennenzulernen. Ein Ältester aus der Schweiz stand zu Beginn unseres Jahrhunderts den neu gegründeten brasilianischen Gemeinden mit Rat und Tat bei. Auch Geschwister aus den USA kümmerten sich um die südamerikanischen Gemeinden. Weltweit wurden die Verbindungen durch gegenseitige Besuche gepflegt.

Durch die starke Betonung des Gemeindelebens wurde die Notwendigkeit der missionarischen Tätigkeit gemäß Missionsbefehl wenig beachtet. Eine organisierte Missionstätigkeit, die von den Gemeinden getragen worden wäre, kannte man nicht. Man beruhigte sich mit der Tatsache, dass jedes Gemeindeglied durch einen vorbildlichen Wandel in seiner nächsten Umgebung zur Verkündigung des Evangeliums beitrage.

2. Die Trennung

Gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die weltweite Einigkeit der Evangelischen Taufgesinnten Gemeinden stark erschüttert. In Amerika war seit alters her eine bestimmte Barttracht der Männer üblich, die auch ihre Nachahmer in Deutschland und der Schweiz gefunden hatte. Nun kam um die Jahrhundertwende in Amerika eine modernere Barttracht auf. Viele amerikanischen Älteste ermahnten die Männer in ihren Gemeinden, nicht der modernen Strömung zu folgen und sich nicht der «Welt» gleichzustellen. Brüder, die damals aus Ungarn und Serbien nach Amerika auswanderten, waren wiederum nicht bereit, sich der alten Sitte zu unterwerfen und vertraten den Standpunkt, dass die Bibel nirgends eine bestimmte Barttracht vorschreibe. Es kam zu Auseinandersetzungen, die auch auf die Schweiz und Deutschland übergriffen. Die tieferliegenden Fragen über unser Verhältnis zur «Welt» entzündeten sich am Zankapfel «Barttracht». «Brüderversammlungen» zur Auseinandersetzung fanden statt, wobei sich eine kleinere, gesetzlich eingestellte Gruppe von Ältesten herauskristallisierte, welche an der alten Mode festhalten wollte. Im Hintergrund mag auch die Machtfrage eine Rolle gespielt haben.

Diese Gruppe von Ältesten forderte von ihren Gemeinden strikte Unterordnung und rief im Jahre 1905 in Basel eine eigene «Brüderversammlung» zusammen, an welcher beschlossen wurde, «Brüder», die ihre Ansicht nicht teilten, nicht mehr anzuerkennen. Damit war die Trennung besiegelt. Ein schmerzhafter Riss ging durch die Gemeinden in den USA, Deutschland und der Schweiz. Dabei bildeten die Geschwister, die den gesetzlichen Weg einschlugen nur eine Minderheit. In den USA schlugen vor allem diejenigen Gemeinden den gesetzlichen Weg ein, deren Mitglieder Nachkommen von Schweizern oder Deutschen waren. Aus der Mehrheit dieser Spaltung entstand die heutige ETG, in der Schweizer und Deutsche Gemeinden zusammengeschlossen sind.

3. Die Zeit zwischen den Weltkriegen

Der Erste Weltkrieg unterbrach von 1914 – 1918 die weltweiten Verbindungen unter den Taufgesinnten Gemeinden. Nach Beendigung des Krieges wurde der Kontakt wieder aufgenommen. Man fühlte sich füreinander verantwortlich. Die schweizerischen und amerikanischen Gemeinden halfen den Glaubensgeschwistern in den osteuropäischen Staaten, welche durch den Krieg in Not geraten waren. Auch die Gemeinde in Wien erhielt viele Pakete mit Nahrungsmitteln, Gebrauchsgegenständen und Kleidern aus schweizerischen und amerikanischen Gemeinden. Die Platzverhältnisse im Saal, in dem sich die Wiener Geschwister zum Gottesdienst versammelten, waren wegen der wachsenden Zahl von Besuchern sehr prekär geworden. Dank Spenden aus den USA und der Schweiz war es im Jahre 1921 möglich, eine geeignete Liegenschaft am Stadtrand von Wien zu kaufen. Das Haus «Nazareth» enthielt neben drei Wohnungen zwei Säle für den Gottesdienst und den Unterricht der Kinder. Im Haus fanden in den kommenden Jahren viele verfolgte Geschwister aus dem Osten eine erste Bleibe.

Gründung der Genossenschaft «HILFE»

Aufgrund der unsicheren politischen Lage wünschten die amerikanischen Gemeinden, dass die Liegenschaft als schweizerischer Besitz deklariert werde. Sieben Mitglieder von schweizerischen Taufgesinnten-Gemeinden gründeten deshalb eine Genossenschaft mit Sitz in Zürich. Das neue Versammlungshaus in Wien wurde dieser neu gegründeten Genossenschaft übertragen, die bis heute unter dem Namen «HILFE» gemeinnützig tätig ist. Die konstituierende Generalversammlung fand am 7. Juli 1921 in Zürich statt. Julius Koch aus der Gemeinde Zürich wurde zum ersten Präsidenten gewählt. Es war die Absicht der Gründer, dass diese neu ins Leben gerufene Genossenschaft, die im schweizerischen Handelsregister eingetragen ist, überall da helfen sollte, wo Gemeinden oder deren Mitglieder in Not geraten. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die «HILFE» zu einem segensreichen Werk. In den USA wurde später eine parallele Organisation unter dem Namen «Aid» gegründet.

Viele jugoslawische Glaubensbrüder wurden nach dem Ersten Weltkrieg wegen ihrer Glaubensüberzeugung ins Gefängnis geworfen. Sie weigerten sich, im Militärdienst Waffen zu tragen. Ihr schweres Los bedrückte die Gemeinden weltweit. Amerikanische und schweizerische Glaubensbrüder bemühten sich, in den zwanziger Jahren beim Völkerbund vorstellig zu werden, um diese Männer aus den Gefängnissen zu befreien. Leider waren die Bemühungen erfolglos.

1. Veränderungen

Der Zweite Weltkrieg, 1939 – 1945, unterbrach erneut die weltweiten Verbindungen der Taufgesinnten Gemeinden.  Nach den Kriegsjahren folgten markante Veränderungen in den Gemeinden. Der weltweite Zusammenhang lockerte sich; es gab keine generelle Übereinstimmung mehr in den wichtigen Fragen des Glaubens. Eine Öffnung zu anderen christlichen Denominationen war feststellbar. Neue Tätigkeitsbereiche wie Jugendbetreuung, Evangelisation und Mission entstanden. Einer fundierten Auslegung der Bibel wurde mehr Gewicht beigemessen als bisher und durch Schulungskurse versucht man das Niveau der Verkündigung zu verbessern. In größeren Gemeinden wurden Geschwister zur Besorgung wichtiger Aufgaben vollamtlich angestellt. Theologisch ausgebildete Personen zog man immer öfter für wichtige Aufgaben heran.

2. Das Flüchtlingselend

Die folgende Darstellung der Entwicklung der Evangelischen Täufergemeinden in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg konzentriert sich hauptsächlich auf die westeuropäischen Gemeinden. In Jugoslawien herrschte in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges ein grausamer Bürgerkrieg. Vor dem Krieg lebten 650’000 Volksdeutsche in Jugoslawien. Die Partisanen von Tito bekämpften die deutschen Besetzer und die mit ihnen verbundenen Tschetniks. Als die Sowjetunion und ihre Verbündeten in Jugoslawien einbrachen, versuchte die deutsche Besatzungsmacht im Herbst 1944 die sogenannten Volksdeutschen – Nachkommen jener Deutschen, die vor 200 Jahren im Gebiet von Jugoslawien von der österreichisch-ungarischen Monarchie angesiedelt wurden, um die Grenzen zur Türkei zu sichern – zu evakuieren. 180’000 Personen flohen in den Westen. Mit diesem Strom von Flüchtlingen kamen auch einige hundert «Nazarener» mit Kindern und Enkelkindern nach Österreich und Deutschland. Die Serben und Partisanen verfolgten Volksdeutsche, die nicht rechtzeitig das Land verlassen konnten, weiter. Sie wurden in Lager eingewiesen, wo viele aufgrund von Hunger und Gewalt starben.

Die «HILFE» engagiert sich

In Österreich füllten sich die Flüchtlingslager. Die «HILFE» versuchte mit allen Mitteln, Verbindung mit geflüchteten Glaubensgenossen aufzunehmen. Auch Radio und Presse wurden in diese Suchaktion eingeschaltet, der folgende Aufruf durch das Radio und die Presse weitergegeben: «Der Delegierte der Genossenschaft «HILFE» in Zürich, Paul Kambly, ersucht die aus Jugoslawien, Banat und Bacska nach Österreich geflüchteten deutschsprachigen «Nazarener» dringend, ihm ihre Adressen schriftlich bekanntzugeben. Die Genossenschaft «HILFE» in Zürich wird alles unternehmen, um mit Kleidern und Lebensmitteln die Lage der Geflüchteten zu erleichtern.» Viele meldeten sich, und so konnte den jugoslawischen Glaubensgeschwistern in Österreich geholfen werden. Große Sendungen an Kleidern und Lebensmitteln wurden von den schweizerischen Gemeinden nach Österreich befördert. Im Versammlungshaus in Wien wurden manche Flüchtlinge aufgenommen und versorgt, bis sie weiterzogen. Viele von ihnen wanderten in die USA, Kanada und Australien aus. Zusätzlich fanden zahlreiche Glaubensgeschwister vorübergehend in der Barackensiedlung «Friedheim» in Salzburg Obdach. In Linz, Wels und Lambach entstanden neue Gemeinden. In der Steiermark versammelten sich die Flüchtlingsgeschwister vor allem in Graz. In Deutschland nahmen sich die ansässigen Geschwister den Flüchtlingen an und versuchten, ihnen vorübergehend eine Heimat zu bieten. Die «HILFE» half mancher Flüchtlingsfamilie durch ein Baudarlehen, damit sie in Deutschland oder Österreich ein Haus bauen konnte. In der Zeit von 1949 bis 1960 wurden über 150 Baudarlehen gewährt.

Zwei jüngere Brüder aus der Schweiz, Paul Kaltbrunner und Albert Märki, reisten im Auftrag der «HILFE» im Jahre 1951 in die USA, um die Geschwister dort über die Lage der Flüchtlinge in Deutschland und Österreich zu orientieren. Diese unterstützten sofort in großzügiger Weise die Bemühungen der Genossenschaft «HILFE».

3. Die Frage der Evangelisation

Der Verkündigung des Evangeliums außerhalb der Grenzen der eigenen Gemeinden standen viele in den Taufgesinnten Gemeinden bis zum 2. Weltkrieg sehr skeptisch, ja ablehnend, gegenüber. An der «Brüderversammlung» vom 18. März 1939, also einige Monate vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurde auch die Frage angesprochen, ob Evangelisation außerhalb der Gemeinde überhaupt zu deren Auftrag gehöre. Die Mehrheit war der Meinung, die wirksamste Evangelisation sei das Zeugnis einer lebendigen Gemeinde und der vorbildliche Wandel der Gemeindeglieder. Man müsse sich vor menschlicher Betriebsamkeit hüten.

Nach dem zweiten Weltkrieg änderte sich diese Ansicht. Anlass dazu gaben amerikanische Brüder. Diese beauftragten nämlich im Jahre 1949 die Brüder Paul Kaltbrunner, Schweiz, und Paul Schiler, Deutschland, im durch den Krieg arg zerstörten Deutschland evangelistisch tätig zu sein. Die Gemeinden in den USA hatten an etwa 5’000 Adressen in Deutschland «Liebesgaben-Pakete» gesandt. Nun wurden die beiden Brüder gebeten, den Empfängern der Pakete auch das Evangelium zu bringen. Im Jahre 1951 regten die Geschwister aus den USA die Geschwister in der Schweiz an, die Finanzierung der Auslagen der beiden Evangelisten zu übernehmen und ihnen auch in geistlicher Hinsicht beizustehen.

Am 29. Dezember 1951 versammelten sich die Ältesten und «Lehrbrüder», um die Bitte der amerikanischen Geschwister zur Übernahme der Verantwortung für die in Deutschland evangelistisch tätigen Brüder zu besprechen. Alle Anwesenden stimmten der Unterstützung der beiden Evangelisten zu. Das im Jahre 1949 gebildete Evangelisationskomitee sollte für diese Aufgabe leitend und begleitend tätig werden. Damit wurden die Gemeinden grundsätzlich mit der Frage der Evangelisation konfrontiert. Sollten neben den erwähnten Evangelisten weitere Brüder für die Evangelisationsarbeit vollamtlich herangezogen werden? Wie sollten in Zukunft die Gemeinden evangelisieren? Im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung der Evangelisationsarbeit wurden die Aufgaben des Evangelisationskomitees neu umschrieben. Die wichtigsten Punkte waren:

  1. Planung der Evangelisationstätigkeit und Überwachung derselben
  2. Anstellung von Evangelisten
  3. Ausbildung zur Evangelisationsarbeit
  4. Entscheidung über die zur Verteilung gelangende Literatur
  5. Weitere Punkte befassten sich mit finanziellen Fragen

Die Anwesenden unterstützten die Öffnung der Gemeinden für evangelistische Tätigkeiten. Der Vorsitzende der Konferenz erklärte abschließend, dass sich nun die Gemeinden der Schweiz entschieden hätten, in bescheidenem Rahmen den Mitmenschen durch die Evangelisation zu dienen. Wenn diese Tätigkeit mit Ernst und Liebe ausgeführt werde, könne eine segensreiche Rückwirkung auf die Gemeinden nicht ausbleiben, zeigten sich die Verantwortlichen überzeugt.

Entstehung von «Flüchtlings»-Gemeinden

Bald entstand ein großer Bedarf an Predigern, welche bereit waren, in Flüchtlingslagern und neu gebildeten Gemeinden zu evangelisieren. Große Flüchtlingslager bestanden in Österreich und Deutschland. Die Glaubensgeschwister, welche sich in diesen Lagern befanden, mussten mit dem Wort Gottes versorgt werden. Viele Gottesdienste wurden von schweizerischen und süddeutschen Brüdern in diesen Lagern gehalten, wobei nicht nur die Gläubige der Evangelischen Täufergemeinden eingeladen, sondern auch generell Interessierte zur Teilnahme am Gottesdienst ermuntert wurden.

Später versammelten sich die Flüchtlingsgeschwister, welche nicht nach Übersee weiterreisten, an ihren neuen Wohnorten, in Wohnstuben oder gemieteten Sälen. Die «HILFE» unterstützte die neu zugezogenen Flüchtlingsgeschwister beim Bau von eigenen Versammlungshäusern oder bei der Miete geeigneter Lokale. In Deutschland entstanden in der Folge eine Anzahl neuer Gemeinden, so z.B. in Balingen, Breidenbach, Kolbermoor/Schlarbhofen, Laichingen, Lauffen am Neckar, Ludwigshafen-Oggersheim (heute Offstein), Reutlingen, Schwenningen/Tuttlingen (heute Spaichingen), in Österreich die Gemeinden: Graz, Hallein-Rif, Linz. Diese neu gegründeten Gemeinden bedurften neben der materiellen Hilfe auch tatkräftige geistliche Unterstützung, die ihnen von deutschen und schweizerischen Brüdern gewährt wurde. Für manchen dieser Brüder war es ein tiefes Erlebnis unter Flüchtlingen, die alles verloren hatten, das Evangelium der Liebe zu verkünden. Das Bewusstsein, dass die Gemeinde den Auftrag hat, Außenstehenden das Evangelium zu bringen, wurde erneut lebendig.

Neue Gemeinde in Schweden

Im Herbst 1963 begannen jugoslawische Flüchtlings- geschwister in Schweden sich regelmäßig zum Gottesdienst zu versammeln. Dem Wunsch der Geschwister entsprechend erklärten sich zwei Älteste aus der Schweiz bereit, beim Aufbau einer neuen Gemeinde mitzuhelfen. Die Zahl der Gemeindebesucher stieg. Finanzielle Beiträge der «HILFE» und die Mithilfe von freiwilligen Einsatzgruppen aus Deutschland und der Schweiz ermöglichten 1971 in Oerkelljunga (Südschweden) ein Versammlungshaus zu erstellen. Die neuen Räumlichkeiten dienten der örtlichen Gemeinde und einer christlichen Schule mit etwa 100 Kindern.

Großevangelisationen

An verschiedenen Orten in der Schweiz versuchten die Gemeinden evangelistisch tätig zu sein. Es zeigte sich aber bald, dass es nicht leicht ist, als Einzelgemeinde wirksam an die Öffentlichkeit zu treten. Am erfolgreichsten waren die Gemeinden, bei welchen die Gemeindeglieder persönlich zum Gottesdienst einluden. Die Organisation von besonderen Gästesonntagen zeigte sich als geeignete Maßnahme, um Außenstehende mit den Gemeinden vor Ort und ihrer Botschaft bekannt zu machen.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen Großevangelisationen auf. Am bekanntesten waren die Evangelisationen von Billy Graham und des Janz-Teams. Auch die Zeltevangelisation von Gerhard Bergmann und anderen Evangelisten stießen auf ein großes Echo. Diese Evangelisten arbeiteten mit den evangelischen Gemeinden der Orte zusammen, an welchen die Evangelisation stattfand. Auch die Evangelischen Täufergemeinden wurden gebeten mitzuhelfen. Anfänglich distanzierten sie sich von der Mitarbeit. Doch allmählich wurde die Schwellenangst überwunden und man erkannte die segensreichen Auswirkungen dieser Art von Wortverkündigung.

Zeitschrift «Freuet Euch»

An der Generalversammlung der «HILFE» im Herbst 1949 wurde auf Anregung von zwei Versammlungsteilnehmern beschlossen, eine zweimonatlich erscheinende Zeitschrift für die Gemeinden herauszugeben. Sie sollte unter dem Namen «Freuet Euch» mit dem Zusatz «Zweimonatszeitschrift zur Erweckung und Förderung des inneren Lebens in Christo» erscheinen. Die erste Nummer erschien an Weihnachten 1949. Neben Artikeln, die der Vertiefung des Glaubens dienten, enthielt die Zeitschrift wichtige Mitteilungen der einzelnen Taufgesinnten-Gemeinden. Später diente die Zeitschrift vor allem als Publikationsorgan des Bundes ETG und des Evangelischen Missionsdienstes und änderte auch den Namen auf «Unterwegs».

Die Frage der Mission

Neben der Evangelisation wurde auch von Mission – der Ausbreitung des Evangeliums in nicht vom Christentum geprägten Gebiete – gesprochen. Dazu wurden Missionare in ihrer Tätigkeit unterstützt oder es wurden eigene Missionsstationen errichtet.

Evangelischer Missionsdienst (EMD)

Die Tatsache, dass die Gemeinden in der Schweiz und Deutschland die Mission auf keine Weise förderten, beunruhigte die Geschwister der Gemeinde Basel in zunehmendem Masse. Sie empfanden, dass man in dieser Frage das Wort Gottes zu wenig beachte. Sie suchten Wege, um der biblischen Aufforderung, Nichtchristen das Evangelium zu bringen, nachzukommen. Im Jahre 1955 wählte die Gemeinde Basel ein fünfköpfiges Komitee, welches in Zukunft verantwortlich für die Förderung der Missionstätigkeit sein sollte. Man wollte keine eigenen Missionsstationen in einem nicht christlichen Land betreiben, sondern lediglich Missionare, deren Glaubensgrundsätze und Auffassungen sich mit denjenigen der Evangelischen Täufergemeinden decken, unterstützen. Im Januar 1956 wurde erstmals die Verantwortung zur Unterstützung einer Missionarin übernommen.

An der «Ältesten- und Lehrbrüderzusammenkunft» vom 23. Februar 1957 diskutierten 68 «Lehrbrüder und Älteste» aus der Schweiz und Deutschland eingehend über die Fragen der Mission und über das Vorgehen der Basler Gemeinde. Grundsätzlich anerkannte man die biblische Aufforderung zur missionarischen Tätigkeit. Über die Art der Durchführung war man sich nicht einig. Man befürchtete, die Gemeinden würden überfordert. Andere Stimmen meinten, die Zusammenarbeit mit anderen Denominationen auf dem «Missionsfeld» könnte zu unliebsamen theologischen Auseinandersetzungen führen. Trotzdem wurde am 3. Oktober 1959 unter dem Namen «Evangelischer Missionsdienst» mit Sitz in Basel ein Verein gemäss Art. 60ff des Schweizerischen Zivilgesetzbuches gegründet. Der erste Vorstand setzte sich aus den Brüdern Otto Kramer, Paul Zahner und Walter Meier zusammen. In den revidierten Statuten vom 4. April 1993 wird der Vereinszweck wie folgt umschrieben:

«Der Evangelische Missionsdienst (EMD) ist ein Verein zur Förderung der christlichen Missionsarbeit. Unter Mission versteht er, die dem Vorbild Jesu und der Apostel entsprechende, kulturbezogene Ausbreitung des Evangeliums. Dazu gehören christliche Lehre und praktische Lebenshilfe in Bereichen der Alphabetisierung, der Berufsausbildung, der Entwicklungs- und Sozialhilfe sowie des Gesundheitswesens. Dieses Ziel soll erreicht werden durch das Aussenden und Unterstützen von entsprechend ausgebildetem Personal und durch die Finanzierung von Projekten.»

Der EMD hat seit seinem Bestehen eine segensreiche Tätigkeit entfaltet. Die Evangelischen Täufergemeinden wurden sich der Verantwortung bewusst, welche sie gegenüber dem Missionsbefehl haben. Die Spenden werden bis heute für Missionare verwendet, die sich am gemeinsamen Konsens bezüglich der biblischen Botschaft orientieren. Junge Gemeindeglieder werden für einen persönlichen Einsatz auf einem Missionsfeld motiviert und können sich durch den Evangelischen Missionsdienst beraten lassen. Der EMD gab und gibt jeweils an seiner jährlichen Generalversammlung Auskunft über die Verwendung der eingenommenen Gelder und über die Förderung der Missionstätigkeit. Im Jahre 1992 wurden 100 Missionare und Projekte in verschiedensten Gebieten der Welt unterstützt.

Am 8. September 1963 wurde in Deutschland der EMD Stuttgart, heute EMD Ludwigsburg, gegründet. Er nimmt das Missionsanliegen in den Gemeinden in Deutschland und Österreich wahr. Der EMD Basel ist für die Gemeinden in Frankreich und der Schweiz zuständig. Beide Werke sind eng miteinander verbunden.

Als Mitglieder der «Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen der Schweiz» (AEM) arbeitete der EMD Basel mit vielen bekannten Missionsgesellschaften zusammen. Der Einsatz der meisten Missionare, die der EMD unterstützt, geschieht innerhalb einer Missionsgesellschaft unter der Verantwortung der jeweiligen Feldleitung. Ausnahmen bilden die Missionen in Tansania, Papua Neu Guinea und Ghana, wo im Rahmen der neu entstandenen Täufergemeinden gearbeitet wird. Dieses Engagement im interkulturellen Umfeld (Missionsarbeit) wird im nachfolgenden Kapitel ausführlicher beschrieben.

1. Mission in Tansania – Mbalezi Evangelistic Church

Fritz Lehner aus Gränichen, von Beruf Möbelschreiner, verspürte am Silvesterabend 1947 einen Ruf Gottes, ihm in der Mission zu dienen. Im Jahre 1950 reiste er mit seiner Gattin Myrtha und seinen zwei kleinen Kindern nach Tansania. Hier arbeitete er vier Jahre mit einer Missionsgesellschaft zusammen. Nach dieser Zeit kehrte er mit seiner Familie, die unterdessen fünf Kinder hatte, in die Schweiz zurück. Fritz dachte vorläufig nicht daran, wieder nach Afrika auszureisen. Über diesem Entscheid fand er aber keine Ruhe. So kehrte er 1956 allein nach Tansania zurück und ließ nach einigen Monaten seine Familie nachkommen. Vor seiner zweiten Ausreise schloss er sich der Evangelischen Täufergemeinde Basel an. In Mbalizi konnte er von einem Inder 120 Aren Land kaufen, auf welchem eine stillgelegte Seifenfabrik stand. Das Gelände lag verkehrsgünstig an der Hauptstrasse Kairo – Kapstadt und war nur 12 Kilometer von der Provinzhauptstadt Mbeya entfernt.

Wachstum im Dorf Mbalizi

Fritz Lehner errichtete dort eine Kirche und nach und nach kamen eine Schreinerschule und ein Spital dazu, was unter der schwarzen Bevölkerung grossen Anklang fand. 1980 erhielt das Missionswerk den Status einer autonomen, vom Staate anerkannten christlichen Kirche. Aus dem kleinen Dorf Mbalizi rund um die Station entstand mit der Zeit eine Stadt mit über 10’000 Einwohnern.

1970 trat Markus, der Sohn der Eltern Lehner, mit seiner Frau Hanni in den missionarischen Dienst. Mit jugendlicher Tatkraft förderten sie das wachsende Werk, das die Eltern begonnen hatten. Durch die evangelistische Tätigkeit der Missionare und der einheimischen Leiter entstanden im Laufe der Jahre im weiten Umkreis von 200 km gegen 100 christliche Gemeinden, die heute praktisch ausschliesslich von einheimischen Leitern und Evangelisten betreut werden. Diese werden mehrheitlich auf dem Gelände einer ehemaligen Farm in der Bibelschule Mshewe ausgebildet.
Die Mbalizi Evangelistic Church zählt mit ihren vielen Aussenstationen ca. 7000 Mitglieder. Jedes Jahr werden Hunderte von Bibeln in der Landessprache Kisuaheli und verschiedenen Stammessprachen verkauft und zudem gute christliche Bücher verbreitet. Geführt wird das gesamte Missionswerk vom «Grossen Komitee», dem acht Afrikaner und ein Schweizer Missionar angehören. In Mbalizi befindet sich das geistliche Zentrum mit der Verwaltung, einer Klinik und zwei Handwerkerschulen. In diesen Schulen werden heute während einer dreijährigen Lehre Schreiner und Automechaniker ausgebildet. In drei Außengemeinden stehen weitere 60 Plätze zur Ausbildung von Schreinern zur Verfügung. In der Provinzhauptstadt Mbeya liegt das Jugend- und Gemeindezentrum «Karibuni», das Konferenzräume, Gästezimmer und ein Restaurant enthält. Darin wurde auch ein Buchladen eingerichtet. «Karibuni» heisst auf Deutsch so viel wie «Willkommen!».

Die Mbalizi Evangelistic Church hat ihre gemeinnützigen und sozialen Arbeiten stetig ausgebaut. Das Spital Mbalizi platzte nach drei Jahrzehnten aus allen Nähten und ist nun im benachbarten Ifisi in einem großen Komplex mit zeitgemäßer Infrastruktur untergebracht. Dem Unterricht von Frauen im Zentrum und in den Dörfern wird viel Beachtung geschenkt. Die Frauen werden in Hygiene und Ernährung geschult. Wer will, kann unter kundiger Anleitung nähen und sticken lernen. Ein weiterer großer Arbeitsbereich ist die Mbalizi Hope Group, in der einige hundert Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder auf der Straße leben, täglich eine warme Mahlzeit erhalten. Für jedes Kind wird eine Pflegefamilie gesucht und für den Besuch der obligatorischen Schule gesorgt. Im Amsha-Projekt werden sozial auffällige und arbeitslose Jugendliche beschäftigt. Weiter bauten die Mitarbeiter/innen im Laufe der Jahre Kindergärten sowie Primar- und Sekundarschulen auf. In den letzteren werden die Schülerinnen und Schüler häufig im Internatsbetrieb beschult. Schulen für Pflegefachpersonen sowie Lehrerinnen und Lehrer sind ebenfalls dazugekommen.
Das Werk unterhält enge Beziehungen zum EMD in Basel und Ludwigsburg. Die Mbalizi Evangelistic Church versteht sich als Partnerkirche zu den westeuropäischen Evangelischen Täufergemeinden.

2. Mission in Ghana – «Faith Evangelical Church»

Mitte 1967 besuchte Isaac Rex Noi aus Accra/Ghana (Westafrika) den Gottesdienst der Basler ETG-Gemeinde und fand dort Anschluss. Er war als gläubiger Christ nach Europa gekommen, um sich beruflich weiterzubilden. Bei diesem Aufenthalt verspürte er den Ruf Gottes, Prediger zu werden und seinem Land in der Verkündigung des Evangeliums zu dienen. Nach einem Jahr Arbeit als Hilfskraft im damaligen Bürgerspital Basel (heute Kantonsspital Basel) ging er zur Ausbildung an die Prairie Bible School in Three Hills (Provinz Alberta, Kanada). 1973 schloss er das Studium erfolgreich ab. In der Zwischenzeit hatte er bei den Apostolic Christian Churches in Edmonton (Kanada) und Portland (USA) Anschluss gefunden und war zu verschiedenen Diensten herangezogen worden.

Das Western Missionary Committee (Missionswerk der amerikanischen Täufergemeinden) sandte ihn zur Missionsarbeit nach Ghana. Isaac Rex Noi ging mit einem Jugendfreund von Haus zu Haus und sprach Menschen auf Gott an. Bald konnten sie eine Gemeinde gründen. 1994 hatte die Faith Evangelical Church über 5000 getaufte Gemeindeglieder in ca. 30 Gemeinden, die sich größtenteils im Großraum Accra befinden, einem der Ballungszentren des Landes Ghana. Die Gesamtverantwortung liegt bei einem Team von vier Ältesten, zu dem auch Isaac gehörte. Die Gemeinden werden in der Regel durch zwei Pastoren geleitet. Von Anfang an trat die Gemeinde stark nach außen mit Straßen-versammlungen, Evangelisationsmärschen in Stadtvierteln und mit verschiedenen sozialen Hilfswerken. Isaac hielt die Gemeindeglieder immer an, von ihrem Wenigen an Arme zu geben. Mit der Hilfe von kanadischen Geschwistern gründeten sie eine Volksschule, die sich großer Beliebtheit erfreut. Die Gemeinde betreibt eine «Klinik», die kranken Gemeindegliedern wie auch Außenstehenden medizinische Versorgung zu günstigen Bedingungen anbietet. Die Genossenschaft «HILFE» unterstützt die Klinik mit Medikamentenlieferungen aus der Schweiz. Der EMD Basel und Ludwigsburg leisten Beiträge an die evangelistische Tätigkeit der Mission.

3. Mission in Papua-Neuguinea – «Tiliba Christian Church»

Neuguinea ist eine riesige Insel, die dem Norden von Australien vorgelagert ist. Der östliche Teil nennt sich Papua New Guinea und ist ein eigener Staat, während der westliche Teil zu Indonesien gehört. Er umschließt eine Landfläche von 462’000 km2. In diesem Land leben 2,9 Millionen Menschen, die in 1000 Stämmen 700 verschiedene Sprachen sprechen. Die Landessprache ist Pidgin-Englisch. Die Hauptstadt ist Port Moresby.

Vic und Elsie Schlatter, die in den USA wohnten, fühlten sich von Gott berufen, in Papua Neu Guinea als Missionare zu wirken. 1961 kamen sie mit ihren vier kleinen Kindern in die abgelegenen Berge von Papua Neu Guinea. Vic – von Beruf Chemiker – sah seine Aufgabe darin, die Bibel in eine Stammessprache zu übersetzen und auf dem Fundament des Wortes Gottes Gemeinden zu bauen. Seine Frau Elsie verspürte schon seit vielen Jahren die Gewissheit, dass Gott sie dazu gebrauchen wolle, «das Wort denen zu bringen, die es noch nie gehört hatten».

Ursprüngliche Einwohner finden zu Jesus

In Papua-Neuguinea trafen sie auf Eingeborene, die buchstäblich noch im einer Steinzeitkultur lebten und gerade die ersten Begegnungen mit der Kultur des 20. Jahrhunderts erlebten. Für viele von ihnen waren die Fahrwerke des kleinen Flugzeugs, mit dem Vic Schlatter auf der holprigen Piste landete, die ersten Räder, die sie je gesehen hatten. Nachdem Vic und Elsie Informationen von der Regierung und anderen Missionswerken zusammengetragen hatten, ließen sie sich im Stamm der WAOLA nieder und begannen sofort die Stammessprache zu lernen. So schnell wie möglich übersetzte Vic einzelne Bibelverse, und schon nach wenigen Monaten nahmen Häuptlinge aus der Umgebung diese übersetzten Verse in ihre Dörfer zurück, damit ihre Leute sie auswendig lernen konnten. Innerhalb von drei Jahren kamen 200 Menschen zum Glauben an Jesus Christus.

Verbesserung der medizinischen Versorgung

Innert gut drei Jahrzehnten wuchs die Arbeit stark. Zu Beginn des Jahres 1993 zählte man 65 Ortsgemeinden mit ca. 5000 Mitgliedern, 120 Lehrbrüdern und 24 Ältesten. Seit Beginn der Tätigkeit war es ein Anliegen der interkulturellen Mitarbeiter, sich neben dem geistlichen Auftrag auch für die Verbesserung des Gesundheitswesens und der Schulen einzusetzen. Ein einfaches Spital wurde in Nipa eröffnet, welches lange Zeit vom Western Missionary Committee mitfinanziert wurde. Nachdem amerikanische und kanadische Krankenschwestern dort 15 Jahre gearbeitet hatten, wurde die Leitung vor wenigen Jahren an die Einheimischen abgegeben. Auch wurden in weiter entlegenen Gebieten einige kleine Ambulanzstationen eingerichtet, die heute ebenfalls von papua-neuguinesischen Krankenpflegepersonal betreut werden. Die Säuglingssterblichkeit konnte durch Aufklärung und Schulung der Bevölkerung deutlich gesenkt werden.

Alphabetisierungs-Programm

Die Sprache, welche der Waola-Stamm spricht, nennt sich «Angal Heneng». Diese Sprache ist noch nie schriftlich festgehalten worden. Vic und Elsie Schlatter erlernten die Stammessprache, entwickelten ein einfaches phonetisches Alphabet und unterstützten den Stamm auf dem Weg zu einer schriftlichen Kultur. Zudem führten sie ein wirkungsvolles Alphabetisierungs-Programm durchg, welches seit 1991 gemeinsam durch den EMD Basel und EMD Ludwigsburg mitfinanziert wird. Ziel ist, jedem interessierten Mitglied des Waola-Stammes die Möglichkeit zu bieten, seine Muttersprache lesen und schreiben zu lernen. Den Waolas wird damit auch ermöglicht, das von Vic in ihre Stammessprache übersetzte Neue Testament zu lesen. Bis zum heutigen Zeitpunkt haben durch das Alphabetisierungs-Programm über 1000 Dorfbewohner die Sprache Angal Heneng lesen und schreiben gelernt.

In Argentinien geschieht die Arbeit innerhalb der dortigen Täufergemeinden, die durch Einwanderung entstanden sind und sich inzwischen stark multipliziert haben.

Die geistliche Betreuung der Jugend

Dem Zweiten Weltkrieg folgte ein geistliches Vakuum, in welchem sich verschiedenste Philosophien, Religionen und eine von Drogen geprägte Kultur ausbreitete. Es zeigte sich zunehmend anspruchsvoll, Kindern, Teenagern und jungen Erwachsenen darin Orientierung zu geben. Das Anliegen, neue Generationen auf gute Art geistlich zu betreuen, rückte in den Vordergrund.

a) Biblischer Unterricht

Die Bedeutung des biblischen Unterrichts für Kinder und Jugendliche wurde in den Evangelisch Taufgesinnten Gemeinden schon im letzten Jahrhundert erkannt. Aus dem Jahre 1839 sind Regeln zur Führung der Sonntagsschule erhalten. 1843 wurde in Zürich der Beschluss gefasst, die Jugendlichen nicht mehr in den Konfirmandenunterricht der Landeskirche zu senden. Die Gemeinden mussten sich aber damals der Behörde gegenüber verpflichten, einen gleichwertigen Ersatz für Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren einzurichten. Seit 1874, dem Inkrafttreten der revidierten Bundesverfassung, bestand dieser Zwang nicht mehr. Trotzdem wurde diese Unterrichtsstufe in den meisten Gemeinden weitergeführt.

Kurz nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges befasste man sich auch an Ältesten- und Brüderversammlungen mit der Betreuung der Jugend. An der Brüderversammlung vom 30. April 1946 in Zürich, an welcher 270 Teilnehmer anwesend waren, wurde ein besonderes Traktandum dem Sonntagsschulunterricht gewidmet. Die Wichtigkeit eines auf der Bibel basierenden Kinder- und Jugendunterrichtes zur Einladung von Kindern zu einer Beziehung zu Gott wurde betont. Man war sich einig, dass die Geschwister, welche die Kinder unterrichten, sich der Kinder mit Liebe und Geduld annehmen sollten, so wie Jesus Christus die Kinder geliebt hatte. Nur dazu begabte Männer und Frauen sollten eingesetzt werden. Als wirksame Unterstützung des Unterrichts der Kinder und Jugendlichen wurde das gute Vorbild der Eltern erachtet. Die Gemeinde wurde aufgerufen, den Unterricht der Kinder durch Gebet zu unterstützen.

Im Jahr 1949 fand in der Schweiz die erste Zusammenkunft der Sonntagsschullehrerinnen und -lehrer statt, an welcher Erfahrungen ausgetauscht wurden. Erst 1957 folgte die nächste Tagung. Mit der Zeit wurden diese Zusammenkünfte jährlich durchgeführt. Man beschränkte sich an diesen Tagungen nicht nur auf Erfahrungsaustausch, sondern bemühte sich, die Weiterbildung der Sonntagsschullehrerinnen und -lehrer zu fördern. 1970 wurde das Sonntagsschullehrer-Komitee gegründet. Dieses organisierte in der Folge die Zusammenkünfte.

b) Jugendgruppen

Sonntagsschule und «Unterricht» begleiteten die Jugendlichen bis zum Ende der Schulpflicht. Für die meisten Schülerinnen und Schüler endete die obligatorische Schulpflicht mit dem 15. Altersjahr. Von diesem Alter an waren die Jugendlichen in den Gemeinden in religiöser Hinsicht sich selbst überlassen. Weil sie den Kontakt mit Gleichaltrigen suchten, bildeten sich schon in den 50-ziger Jahren Jugendgruppen – nicht immer mit Einwilligung der Gemeindeleitungen. Mit der Zeit wurden sie aber zum festen Bestandteil des Gemeindelebens. An manchen Orten halfen sie bei der Gottesdienstgestaltung mit.

Im April 1978 trafen sich Verantwortliche der Jugendarbeit aus verschiedenen Gemeinden erstmals in der Lindenwiese zu einem Austausch. Als Folge wurde das Jugendkomitee gegründet, welches regelmäßige Treffen der Jugendgruppenleiter organisierte. An diesen Zusammenkünften wurden Erfahrungen ausgetauscht und aktuelle Fragen der Jugendarbeit behandelt.

c) Jungschar und Teenagerclub

In den 80er Jahren entwickelten sich in der Jugendarbeit weitere Zweige: In Jungscharen wurden Kinder von ca. 6 – 12 Jahren durch gemeinsame Erlebnisse im Freien, durch Spiel und Kameradschaft zu Gott hingeführt. Diese Bewegung hat sich zum Ziel gesetzt, den jungen Menschen ganzheitlich, nach Leib, Seele und Geist, zu erfassen und zu begleiten. Als Brücke zu den Jugendgruppen entstanden oft zusätzlich Teenagerclubs für die Altersgruppe der 13- bis 16-Jährigen. Die Gemeinden erkannten die Wichtigkeit dieser Aufgaben und unterstützten diese Angebote durch Kurse und Tagungen. Beide Arbeitszweige wurden in der Schweiz in der Regel vom BESJ (Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen) betreut.

d) Ferienlager CREDO

Im Jahre 1947 organisierten die Apostolic Christian Churches in den USA das erste «Camp» in Lake Bloomington, Illinois. Henri Michel aus Schlieren war Mitinitiant. Seither führen die Gemeinden in den USA jährlich einige Camps durch. Sie werden von Interessierten aller Altersstufen besucht. Vor allem geschätzt wird dabei, dass ganze Familien daran teilnehmen können. Angeregt durch die guten Erfahrungen mit dem Camp in den USA brachte Henri Michel den Gedanken von Ferienlagern in die Schweizer Gemeinden. Im Unterschied zu den amerikanischen Camps war hier jedoch das Bedürfnis nach Ferienlagern für Kinder und Jugendliche zu möglichst günstigen Preisen vorhanden. Das erste Lager für Kinder und Jugendliche fand vom 6. – 13. August 1949 unter der Leitung von Hermann Woerlen, Schlieren, im «Knobelhaus» in Mühlehorn oberhalb des Walensees statt. 30 Personen nahmen am Lager teil. Dieses Lager war ein Erfolg. Die Zahl der Interessierten wuchs. So entschloss man sich, diese Ferienlager jeweils im Sommer durchzuführen. Allerdings war es schwierig, für die große Zahl von Teilnehmern – bis über 200 – geeignete Räume für einige Wochen im Sommer zu finden. Dank der finanziellen Hilfe von Mitgliedern einiger Gemeinden konnten ganze Hotels gemietet werden, so unter anderem in Langwies, Engelberg, Davos und Leysin. Schon ab dem zweiten Lager 1950 in Langwies stand fest, dass die Ferienlager «CREDO» heissen sollen (lat. = «ich glaube» oder «Glaubensbekenntnis»).

Die Gewinnung geeigneter Leiter war oft nicht leicht. Ab 1952 übernahmen Lucien und Gritli Mayor aus Nancy (Frankreich) die Leitung der Lagerwochen. Lucien starb im Oktober 1964 nach Abschluss der Lagersaison. Er hinterließ eine große Lücke, hatte er es doch verstanden, die Jugendlichen auf zeitgemäße Art anzusprechen und viele in eine Beziehung zu Jesus zu führen. Seine Frau, die «Tante Gritli» genannt wurde, übernahm anschließend während der folgenden sieben Jahre die Verantwortung für die Lager.

Auch die jährliche Suche nach einem zweckmäßigen Haus wurde immer anspruchsvoller. So wuchs der Wunsch nach einer eigenen geeigneten Liegenschaft. Im Schlosshotel Unspunnen in Wilderswil, Berner Oberland wurden die Initiantinnen und Initianten fündig und sie konnten mittels großzügiger Legate das Haus zu günstigen Konditionen erwerben. 1961 wurde der «Verein Credo Schloss Unspunnen» gegründet. Der erste Vorstand setzte sich aus Paul Geistlich, Albert Woerlen, Albert Märki, Ernst Brütsch und Lucien Mayor zusammen. An der Eröffnungsfeier des jetzt «CREDO» genannten Hauses im Jahr 1962 betonten die Gründer, dass Kinder und Jugendliche aus allen gesellschaftlichen Kreisen aufgenommen werden sollten, preisgünstig oder – wenn nötig – unentgeltlich. Nebst dem gesunden Urlaub in der Bergwelt solle die Botschaft von Jesus Christus auf unaufdringliche Weise verkündet werden.

Das über die Jahre mit vielen Spenden renovierte «Evangelische Ferienhaus CREDO» gehörte später zum Verband der Christlichen Hotels VCH. Es stellt heute seine Räumlichkeiten außerhalb der Ferienzeit für Bibelwochen, Schulungen und Gemeindeanlässe zur Verfügung.

e) Ferienlager Lindenwiese

Die um 1870 in Billafingen (Deutschland) entstandene Evangelische Täufergemeinde erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg ein kontinuierliches Wachstum. 1960 wurde der «Verein Evangelisch Taufgesinnter» mit Sitz in Bambergen (Überlingen) gegründet. Die Gottesdienste wurden vorerst in Privathäusern abgehalten. Als Folge des weiteren Wachstums der Gemeinde erschien es den Mitgliedern Ende der sechziger Jahre notwendig, ein eigenes Versammlungshaus zu bauen. Es entstand der Gedanke, dieses mit einem Freizeitheim zu verbinden, in welchem Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Ferien unter Gottes Wort ermöglicht werden sollte.

Edwin Bär, der als Ältester der Gemeinde dieses Projekt mit sehr viel Engagement vertrat und in verschiedenen Täufergemeinden vorstellte, fand vielerorts Zustimmung, so auch in der Gemeinde Zürich. Dort erklärte sich der Architekturprofessor Heinrich Kunz bereit, die gesamte Planung zu übernehmen. Die Behörden wollten aber die Baubewilligung anfänglich nicht erteilen. Einige Zeit schien es unmöglich, dass der Bau je erstellt werden könnte. Edwin Bär hatte einen unerschütterlichen Glauben, dass Gott den Weg ebnen würde. So war es eine große Freude, als die Bewilligung zum Bau dieses Hauses in schöner, ländlicher Umgebung doch erteilt wurde. Das von Edwin Bär zur Verfügung gestellte Grundstück trägt den Flurnamen «Lindenwiese».

Im Juni 1970 erfolgte der erste Spatenstich, im November 1971 das Richtfest und am 13. August 1972 fand die Einweihungsfeier mit ca. 700 Festgästen statt. Viele Freiwillige aus den Evangelischen Täufergemeinden sowie aus nordamerikanischen Mennonitengemeinden leisteten großartige Arbeitseinsätze. Die finanzielle Last wurde von den evangelischen Täufergemeinden der Schweiz und Deutschland getragen. Weil die Ortsgemeinde in der Lindenwiese ständig wuchs und auch die Anzahl der Gäste zunahm, drängte sich Ende der 80er Jahre ein Erweiterungsbau der «Lindenwiese» auf. Nach dem Motto, «wir bauen gemeinsam», wurde im März 1992 der Spatenstich vorgenommen, und im Herbst war Richtfest des Erweiterungsbaus. Der Um- und Ausbau konnte bis zur Einweihungsfeier am 20. Juni 1993 termingerecht fertiggestellt werden. Viele freiwillige Helfer trugen wiederum zum guten Gelingen bei.

Die neuen Gemeinderäume leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Entflechtung von Ortsgemeinde und Freizeitbetrieb. Die Cafeteria verlieh dem Haus eine besondere Atmosphäre und wurde von den Gästen und den Mitgliedern der Gemeinde sehr gut aufgenommen. Auch die übrigen baulichen Maßnahmen tragen bis heute zu einem angenehmen Aufenthalt im Freizeitheim bei. Das Haus dient als Ferienort für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, auch von Gruppen außerhalb des Bundes ETG. Daneben finden Konferenzen, Gemeindeanlässe und zahlreiche andere christliche Veranstaltungen statt.

1. Die Anfangszeit (1830-1860)

Die Bewegung der Evangelischen Täufergemeinden hat vier theologische Wurzeln:

a) Eine erste Wurzel ist in der evangelisch-reformierten Tradition zu suchen. Ihr Begründer, Samuel Heinrich Fröhlich, war ein schweizerischer evangelisch-reformierter Pfarrer. Die reformatorischen Schwerpunkte «allein die Schrift, allein die Gnade, allein der Glaube» sind auch in der Tradition der ETG grundlegende Wahrheiten.

b) Historisch gesehen liegen die Ursprünge der ETG in der Erweckungsbewegung der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Diese betonte eine persönliche Bekehrungserfahrung als eine tiefgreifende Kehrtwendung im Leben sowie die Wichtigkeit von Mission und Evangelisation. In ihr wurde der theologische Liberalismus des 19. Jahrhunderts abgelehnt und oft distanzierten sich deren Exponentinnen und Exponenten auch grundsätzlich von aller theologischen Gelehrsamkeit.

c) Durch den Kontakt mit den Mennoniten (Alttäufer) wurde die täuferisch-freikirchliche Tradition zu einer dritten Wurzel. Der Begriff ‚täuferisch‘ weist auf die ‚Täuferbewegung‘ der Reformationszeit zurück. Auch wenn für die meisten Mitglieder der ETG die direkten historischen Wurzeln nicht dort zu finden sind, haben sich die Evangelischen Täufergemeinden doch immer unmissverständlich als ein Zweig am Baum des Täufertums verstanden.

Das spezifisch Täuferisch-Freikirchliche kann mit drei Stichworten umschrieben werden:

  • Christsein wird als Nachfolge verstanden. Es ging den Täufern über die Rechtfertigung von Schuld gegenüber Gott hinaus um eine neue Lebensgestaltung nach dem Vorbild Jesu und der Lehre Jesu (insbesondere der Bergpredigt). Kernpunkte der Ethik Jesu waren für die Täufer die Einfachheit der Lebensführung, Gerechtigkeit im Umgang mit materiellen Gütern, Barmherzigkeit, Wahrhaftigkeit und Feindesliebe.
  • Der zweite Schwerpunkt lag im Gemeindeverständnis. Gemeinde war für die Täufer die sichtbare Lebensgemeinschaft der Glaubenden. Sie versuchten nach urchristlichem Vorbild eine sichtbare Kirche derer zu errichten, die freiwillig in die Christusnachfolge eingetreten waren und sich auf ihren Glauben hin taufen ließen.
  • Zum dritten ist das Verhältnis der Gemeinde zur Obrigkeit zu beachten: Die Täufer traten für eine staatsunabhängige Kirche ein. Frei-Kirche hieß in ihrem Verständnis auch frei von staatlicher Bevormundung. Die Täufer versuchten, treu dem Grundsatz zu leben, dass Christus und nicht irgendeine menschliche ‚Obrigkeit‘ die höchste Autorität in ihrem Leben sei. So verweigerten sie im Konfliktfall lieber der Obrigkeit den Gehorsam (Taufe, Eid, Militärdienst, Ehefrage bei Fröhlich!), als dass sie Jesus, den sie als ihren Herrn verehrten, untreu würden, auch wenn sie das allenfalls mit Gefängnis, Vertreibung oder Tod bezahlen mussten.

d) Die vierte Wurzel ist bei Samuel Heinrich Fröhlich, dem Begründer selbst zu suchen.
Aus der evangelischen Tradition brachte er die oben genannten reformatorischen Grundsätze mit. Als Mann der Erweckungsbewegung verstand er sich als ein durch Gottes Geist begabter Evangelist und Missionar. Darüber hinaus stand er mit seinem freikirchlichen Gemeinde- und Taufverständnis den Täufern nahe. Eine Besonderheit des „fröhlichianischen“ Erbes liegt aber auch in seiner etwas besonderen Tauftheologie und deren Konsequenzen. Gemäß seinem Verständnis sollten nur die getauft werden, die ernsthaft Busse getan hatten und glaubten. In der Folge griff Gott in ihrem Leben konkret ein: Glaube bewirkte die Vergebung vergangener Sünde und die Taufe rottete die aktuell im Menschen wohnende Sünde aus. Für Fröhlich war die Taufe deshalb eine Grundvoraussetzung für ein Leben, das ganz im Willen Gottes steht und keine Schuld mehr kennt. Glaube ohne Taufe war für ihn ebenso wertlos wie Taufe ohne Glauben.

Folgende Prägungen gab Samuel Heinrich Fröhlich im Überblick den Gemeinschaften in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit: Eine evangelische Grundlage, eine täuferische Nachfolge- und Gemeindetheologie, eine erweckliche, missionarische Prägung und eine nicht unproblematische Tauflehre.

2. Bewahrung der „reinen“ Gemeinde (1860 bis 1950)

Die geschichtliche Phase vom Tode Fröhlichs (1857) bis zum 2. Weltkrieg ist in den vorangehenden Kapiteln behandelt worden. Die Ausbreitung der Gemeinschaft in einige Staaten Osteuropas, nach Nord- und Südamerika und Australien darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die missionarische Dynamik im schweizerisch-süddeutschen Raum sehr bald erlosch. Die nach außen gerichteten, evangelistischen Anliegen machten nach innen gerichteten Sorgen um die Erhaltung der reinen Gemeinde Platz. Traditionsbildung und innere Gemeindeordnung rückten in den Mittelpunkt. Insgesamt gerieten die ETG-Gemeinden in diesen Jahren in eine gewisse Isolation, sowohl in Bezug auf das Umfeld als auch in Bezug auf andere Kirchen und Gemeinschaften.

Das oben skizzierte, vierfache theologische Erbe entwickelte sich in dieser Phase wie folgt:

  • Die ETG‘s blieben auch in dieser Phase grundsätzlich einem evangelisch-reformatorischen Fundament (Schrift, Gnade, Glaube) verbunden. Dabei unübersehbar, geriet dieses evangelische Erbe in der Praxis unter den Schatten einer teilweise ausgeprägten Gesetzlichkeit; zudem war eine Neigung zum Perfektionismus (Gläubige sündigen nicht mehr) festzustellen.
  • Auch das Erbe der Erweckungsbewegung wurde in diese Epoche der ETG-Geschichte mitgenommen. Glaubenserfahrungen (Bekehrung und Heiligung) und Frömmigkeitssprache der ETG atmeten den Geist der Erweckungsbewegung ein. Die erwartete Erfahrung von Busse und Bekehrung, die Frömmigkeitssprache und speziell auch das Liedgut zeugen davon.
  • Ähnlich manch anderer Kreise der Erweckungsbewegung blieb man aller akademischen Theologie sowie allem Staats- und Volkskirchlichen gegenüber äußerst skeptisch.
  • Die ETG verstand sich in dieser Phase ihrer Geschichte nachweislich immer als Teil des Täufertums, auch wenn sie zu den anderen täuferischen Gruppen (Mennoniten, Baptisten) kaum Beziehungen pflegten. Von vielen Gemeindegliedern der ETG wurden aber weniger der theologische Inhalt des Täufertums als vielmehr äußere, zur Tradition gewordene Erscheinungsformen als täuferische Identitätsmerkmale verstanden. Diese bezogen sich auf das eigene Liederbuch (Zionsharfe) und die Pflege des vierstimmigen Gesangs, die ganztägigen Versammlungen am Sonntag und das gemeinsame Mittagessen, das Laienpredigertum, oder die Tatsache, dass die jungen Männer den Militärdienst verweigerten (Deutschland, Ungarn, Rumänien etc.) oder doch zumindest nur unbewaffnet Dienst bei den Sanitätstruppen leisteten (Schweiz).
  • In dieser Phase wurden manche Elemente des Erbes von Fröhlich in einzelnen Kreisen zunehmend dominant. Lehre und Praxis von Busse, Bekehrung und Taufe entwickelten sich in eine gesetzliche, fordernde Richtung. Das Glaubensleben litt in manchen Gemeinden immer stärker unter perfektionistischen Forderungen, denen kaum jemand genügen konnte. Die Praxis einer strikten Gemeindezucht in der Form von Ermahnung, Strafe, Ausschluss – oft ohne die Möglichkeit einer Wiederaufnahme – trieb viele Gemeindeglieder und Familien in große Not. Dazu kam eine starke Abgrenzung gegenüber allen Christen, die dieses Tauf- und Heiligungsverständnis nicht teilten. Das führte Gemeinden in eine exklusive, abgesonderte Stellung.

3. Aufbruch und Wandel

Die Jahre nach dem 2. Weltkrieg können unter die Stichworte Aufbruch und Wandel gestellt werden. Dieser Aufbruch erfasste hauptsächlich die Gemeinden in der Schweiz und Teile Deutschlands, Österreichs und Frankreichs. Die Gemeinden in den USA gingen ihren eigenen Weg.

Dieser Aufbruch hatte eine äußere, sichtbare Seite: Arbeitsgruppen und Kommissionen bildeten sich, um die verschiedensten Anliegen auf der Ebene des (zu dieser Zeit noch nicht organisatorisch gefassten) Gemeindeverbandes zu fördern. Kontakte zu anderen Gemeinschaften, Freikirchen und Werken entstanden. Das alte, aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts stammende Liederbuch erfuhr eine gründliche Revision. Das öffentliche Auftreten der Gemeinden veränderte sich. Die Gemeinden wollten zunehmend als anziehende, missionarische Freikirchen positiv in Erscheinung treten. Anstelle der gelegentlich etwas verstaubt wirkenden Hinterhof- und Stubenversammlungen traten immer öfter attraktive Kapellen und Gemeindezentren. Da war kaum eine Gemeinde, die in diesen Jahren nicht ihre Gebäude renoviert, oder gar einen Neubau verwirklicht hatte. Die äußeren Veränderungen waren letztendlich Ausdruck eines tiefgreifenden geistlichen und theologischen Wandels in den ETG-Gemeinden. Der innere Wandel, soll im Weiteren genauer dargestellt werden und zwar wieder entlang der vier Stichworte des theologischen Erbes der ETG:

Evangelische Mitte: Der Aufbruch bedeutete in mancher Hinsicht eine Rückkehr aus gesetzlichen und traditionalistischen Tendenzen zu einer evangelischen Mitte.

Predigtdienst

Die biblische Botschaft wurde in den Evangelischen Täufergemeinden größtenteils durch Ehrenamtliche, sogenannte «Lehrbrüder», verkündigt. Diese hatten in der Regel keine theologische Ausbildung durchlaufen. Mit der Zeit stiegen die Ansprüche und der Auswahl qualifizierter ehrenamtlicher Prediger wurde immer größere Bedeutung zugemessen. An der Tagung der «Ältesten und Lehrbrüder» vom 23. Februar 1957 wurde eingehend über den Predigtdienst diskutiert. «Die Wortverkündigung dürfe nur Brüdern anvertraut werden, welche dafür begabt seien. Die Begabung allein genüge aber nicht. Wichtig sei die Stellung der Personen vor Gott. Demut und Liebe zu IHM seien wichtig sowie unermüdliches Forschen in der Schrift und ein inniges Gebetsleben Voraussetzungen, damit das Evangelium in der Kraft des Geistes verkündigt werden könne. Um die Bedürfnisse der Zuhörer zu kennen, müssten sie auch zur Seelsorge bereit sein.»

In den meisten Gemeinden wurden Personen, welche für diesen Dienst in Frage kamen, für einen gewissen Zeitraum provisorisch eingesetzt. Nach Ablauf des Provisoriums entschied die Gemeinde durch Abstimmung, ob die Betreffenden definitiv für die Wortverkündigung eingesetzt werden sollten oder nicht. Die Gewählten dienten in der Folge oft auch in anderen Gemeinden. 1967 erarbeitete ein Komitee einen Austauschplan für «Lehrbrüder»; was bislang spontan gelebt worden war, wurde nun systematisch geplant.

Seit Gründung der Bewegung der Evangelisch Taufgesinnten Gemeinden war die Schulung und Weiterbildung der ehrenamtlichen Prediger ein wiederkehrendes Thema. Schon 1839 kamen jeweils die «Lehrbrüder» am ersten Montag des Monats im «Rohr» (in der Nähe von Rümlang/ZH) zusammen, um Fragen im Zusammenhang mit der Wortverkündigung zu besprechen.

Der Schritt zu einer spezifischen Ausbildung, wie es der Gründer der Gemeinschaft angeregt hatte, wurde leider nicht gewagt. In der Folgezeit beschränkte man sich auf den Erfahrungsaustausch. An der obenerwähnten Zusammenkunft der «Lehrbrüder» im Jahr 1957 wurde aber der Wunsch nach einer bescheidenen Ausbildung offensichtlich. In verschiedenen Gemeinden wurden Versuche unternommen, die Predigenden durch Kurse zu fördern.

An der Ältestentagung vom 3. November 1984 äußerte ein Anwesender wegleitende Gedanken zur ausschließlichen Verkündigung durch Laienprediger. Er formulierte dazu zwei wichtige Grundsätze:

  • Wenn die Gemeinden der Bibel und dem täuferischen Erbe treu bleiben wollten, müssten sie am Einsatz von Laienpredigern festhalten. Um dabei in unserer Kultur eine lebendige und missionarische Gemeinde zu sein, bräuchten die Verkündigenden dringlich biblisch-theologische Ausbildung.
  • Wer predigt, brauche ein klares Selbstverständnis. Er sei nicht der allwissende Spezialist, der auf alle Fragen der Lehre und des Lebens immer die richtige Antwort habe. Er sei «Bruder unter Brüdern», der gemäß seiner Gabe zusammen mit anderen einen Dienst in der Gemeinde erfülle.

Erst der Bund der Evangelischen Täufergemeinden schuf später systematisch aufgebaute Weiterbildungskurse, die auf die besondere Situation der berufstätigen Predigenden Rücksicht nahmen.

Bibel und Ausbildung: Es kann ohne Zweifel von einer Wiederentdeckung der Bibel gesprochen werden. Nicht dass die Gemeinden in den Jahren zuvor die Bibel aus den Augen verloren hätten. In der Phase des Aufbruchs wurde aber die Prioritätenordnung von Bibel und Tradition wieder eindeutig zugunsten der Bibel korrigiert. Es wurde auch zunehmend wahrgenommen, dass ein bibelverbundenes, aber alle theologische Bildung ablehnendes Laienpredigertum keineswegs einen klaren biblischen Kurs garantierte. Diese Einsicht rückte die Bedeutung biblisch-theologischer Ausbildung in ein neues Licht. Denn bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein war man aller Bibelgelehrsamkeit gegenüber äußerst skeptisch gewesen. Nebst einem ersten Ausbildungskurs für «Lehrbrüdern» in Zürich besuchten auch erstmals Personen aus ETG-Gemeinden Bibelschulen (anfänglich hauptsächlich die Bibelschule Beatenberg). Die 60er und 70er Jahre waren dann geprägt von einem stetig zunehmenden Ausbildungshunger. Bibelwochen und Schulungskurse außerhalb der ETG-Gemeinden wurden besucht. Viele junge Gemeindemitglieder schrieben sich an Bibelschulen ein, aber auch innerhalb der ETG wurden zunehmend Bibelkurse und Tagungen angeboten.

Erwecklich-missionarische Gemeinschaften und Werke: Schon in den 30er und 40er Jahren gab es eine Anzahl von Personen, die man als Reformkräfte bezeichnen könnte. Sie pflegten über die Grenzen der ETG hinaus Kontakte zu Christen aus erwecklich-missionarischen Gemeinschaften und Werken. Ebenso ist die Bedeutung der Literatur nicht zu unterschätzen. Zahlreiche Mitglieder der ETG erhielten durch Bücher entscheidende geistliche und theologische Impulse, lange bevor es akzeptabel war, außerhalb der ETG Freizeiten und Bibelkurse zu besuchen. All diese Impulse beeinflussten den allgemeinen und theologischen Aufbruch der ETG wesentlich.

Das Missionsverständnis: Mit der Öffnung gegen außen brach ein neues Missionsbewusstsein auf. Gerade der Kontakt zu erwecklich-evangelikalen Gemeinden und Bewegungen rief in den ETG auch das eigene erwecklich-missionarische Erbe wieder wach. In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg wurde innerhalb der ETG um ein neues Missionsverständnis gerungen mit dem Resultat einer entschiedenen Hinwendung zur Erfüllung des biblischen Missionsauftrages.

Bekehrung und Taufe: Der Aufbruch der 50er Jahre bewirkte auch hier einen theologischen Umschwung. Durch das Studium der Bibel wurden manche gesetzlichen Tendenzen erkannt und überwunden. Vor allem im Zusammenhang mit evangelistischen Bemühungen erwiesen sich die gesetzlich engen Vorstellungen von Bekehrung, Taufe und Gemeindeaufnahme als hinderlich. Das führte weithin dazu, dass sich die Bekehrungslehre wesentlich auf die persönliche Heilsannahme des Einzelnen konzentrierte. Einen ähnlichen Wandel erfuhren Taufe und Gemeindeaufnahme. An die Stelle einer eigentlichen ‚Prüfung‘ trat das Bekenntnis derjenigen, die sich in die Gemeinde aufnehmen lassen wollten. Die Taufe wurde nun als persönliches Zeugnis und Gehorsamsschritt des Täuflings verstanden. Die früher immer strikte geschlossenen Tauf- und Aufnahmeversammlungen machten offenen Zeugnisgottesdiensten Platz. Im selben Sinn erfuhren auch Lehre und Praxis des Abendmahls eine Erneuerung. Wo vorher strikte nur getaufte Gemeindeglieder das Abendmahl einnehmen durften, wurde die Praxis üblich, dass alle Wiedergeborenen zum Mahl eingeladen sind, wie man es auch in anderen evangelikalen Gemeinden kennt.

Die Lehre von den letzten Dingen: Eine theologische Veränderung brachten die evangelikalen Einflüsse auch in der Lehre zur Endzeit. Eine ausführliche Beschäftigung mit Details zu Themen wie Entrückung, große Trübsal, Antichrist, Tausendjähriges Reich und insbesondere Israel, gehörten nicht zu den wesentlichen theologischen Themen der ETG-Tradition. Wohl beeinflusst durch Kontakte zu verschiedenen Ausbildungsstätten, gewann die darbistische Heilszeitalterlehre (Dispensationalismus) teilweise Raum in ETG-Gemeinden. Die Themen um die Endzeit wurden ebenfalls zu Inhalten von Predigten und Bibelfreizeiten.

Täuferische Identität: Die genannten Entwicklungen kosteten die ETG-Gemeinden weitgehend eine Ablösung von Traditionen, ja, von einer täuferischen Identität überhaupt. Obwohl seitens mancher Verantwortlicher immer wieder auf die Bedeutung des täuferischen Erbes der ETG hingewiesen wurde, verkam die täuferische Identität für einen großen Teil der Gemeindeglieder beinahe zur Bedeutungslosigkeit.
Diese Veränderung des Selbstverständnisses mag verschiedene Gründe gehabt haben. Täufertum wurde in der Zeit des Aufbruchs vor allem mit dem ETG-Traditionalismus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gleichgesetzt. Vieles, was traditionell als ‚täuferisch‘ verstanden wurde, hatte den Beigeschmack biblisch kaum begründbare Tradition zu sein. Zudem standen gewisse evangelikale Tendenzen im Gegensatz zu täuferischen Schwerpunkten. Ohne sich dessen immer bewusst zu sein, wurden da und dort neue theologische Akzente gesetzt.

Nachfolge und Ethik: Die täuferische Betonung der christlichen Lebensgestaltung verstärkt durch Fröhlichs Perfektionismus hatte den ETG-Gemeinden Gesetzlichkeit und Absonderung beschert. Davon hat man sich in der Phase des Aufbruchs langsam aber sicher gelöst. Die Lehre, dass Menschen Vergebung von Schuld in der Bekehrung erfahren, rückte in den Vordergrund und der Anspruch eines «heiligen», sündlosen Lebens in den Hintergrund. Damit verlor auch die Gemeindedisziplin an Bedeutung.

Gemeindeverständnis: In der ‚alten‘ Zeit gingen die ETG-Leute am Sonntag in die ‚Versammlung‘. Beeinflusst von der evangelikalen Christenheit zog man es immer häufiger vor, am Sonntag ‚in den Gottesdienst‘ oder ‚in die Gemeinde‘ zu gehen. Dieser sprachliche Wandel signalisierte auch eine theologische Gewichtsverlagerung: Die Gemeinden verstanden sich zunehmend weniger als Lebensgemeinschaften, die in «Absonderung von der Welt» lebten, denn als Gruppe von in die Welt integrierter Christen, die sich sonntags zum Gottesdienst trifft.

Friedenszeugnis und das Verhältnis zur Obrigkeit: Die Öffnung zur evangelikalen Bewegung hin und die gleichzeitige Skepsis gegenüber dem täuferischen Erbe hatte große Auswirkungen auf das bis in die 50er Jahre unbestrittene Bekenntnis zur Wehrlosigkeit. Bedenkt man, dass zunehmend Personen an Schulen studierten, die nicht eine täuferische, sondern eine lutherisch/reformierte Staatsethik lehren, wurde der Gedanke der Wehrlosigkeit immer mehr als eine seltsame täuferische Tradition verstanden. Das Obrigkeitsverständnis wandelte sich – vor allem in der Schweiz – ganz leise und unbemerkt von einer gewissen Skepsis gegenüber Obrigkeit und Armee zu einer gutbürgerlichen, eher obrigkeits- und gelegentlich armeefreundlichen Haltung. 1984empfahl die Ältestenversammlung zwar nach wie vor klar den waffenlosen Militärdienst, die Praxis an der Basis zeigt jedoch ein anderes Bild.

Verabschiedung vom theologischen Erbe Fröhlichs: Vom theologischen Erbe Fröhlichs bezüglich Bekehrungs- und Tauflehre verabschiedeten sich die ETG-Gemeinden in den Jahren des Aufbruchs langsam aber sicher, wenn auch nicht ohne Widerstand. In manchen Kreisen erlebten Schriften Fröhlichs bis in die 1970er Jahre hinein eine Renaissance. Insgesamt haben sich die ETG-Gemeinden aber von der nicht unproblematischen Tauflehre Fröhlichs und dem daraus resultierenden Perfektionismus (Lehre, dass Gläubige nicht mehr sündigen) getrennt.

Neben den genannten wichtigen theologischen Entwicklungen in der Phase des Aufbruchs mussten sich die ETG-Gemeinden wie die anderen evangelikalen Bewegungen zwischen 1950 und 1984 auch mit der pfingstlich-charismatischen Theologie auseinandersetzen. Obschon die ETG’s einer erwecklichen Tradition entstammen und das Wirken des Geistes über allem menschlichen immer betonten, resultierten aus theologischen Auseinandersetzungen mit Gemeindemitgliedern mit elitärem pfingstlich-charismatischem Bewusstsein schmerzhafte Wunden und Trennungen. Positive Wirkungen waren wiederum, dass der Lehre vom Heiligen Geist und von den Gnadengaben erneut Beachtung geschenkt wurde.

Nachdem die ETG-Gemeinden zu einer Öffnung gegenüber anderen Kirchen, zur Zusammenarbeit auf Ebene der lokalen evangelischen Allianz gefunden und gesetzliche Tendenzen überwunden hatten, mussten sie ihren Zusammenhalt und ihre Identität neu definieren.

Vor der Gründung des Bundes besaßen die Evangelischen Täufergemeinden kein übergeordnetes Organ. Wohl trafen sich die Ältesten der westeuropäischen Gemeinden in periodischen Abständen, um wichtige Anliegen zu besprechen. Ein Ausschuss besorgte die Vorbereitung dieser Konferenzen und war für das Protokoll verantwortlich. Ende der 70-ziger Jahre erkannten Personen aus der Ältestenschaft die Notwendigkeit einer übergeordneten Struktur, um die Gemeinden zu fördern, die Weiterbildung zu stärken, eine Vertretung gegen außen sowie die Verbindung zu den Werken («CREDO», Evangelischer Missionsdienst, «Hilfe») sicherzustellen. An der Zusammenkunft der Ältesten vom 10. März 1984 in Bern wurde beschlossen, den «Bund der Evangelischen Täufergemeinden» zu gründen. Die eigentliche Gründungsversammlung fand am 1. Juni 1985 in Zürich statt.

Mit der Gründung des Bundes trat die ETG (zumindest die im Bund integrierten Gemeinden der Schweiz, Deutschlands, Frankreichs und Österreichs) in eine Phase der Konsolidierung. Das kann auch für die theologische Entwicklung gesagt werden. Unter der Leitung des Bundes wurden Ausbildung und theologisches Arbeiten gezielt gefördert. Zu Beginn kümmerte sich eine eigene Kommission für Weiterbildung für ein breites Spektrum von Schulungen und Kursen. Insbesondere die Ausbildung der Laienprediger («Lehrbrüder») hatte eine große Bedeutung gewonnen. Theologische Fragen wurden durch Kommissionen strukturiert bearbeitet und die Stellungnahmen den Gemeinden in Form von Handreichungen zur Verfügung gestellt.

Anfang der 90er Jahre wurde zum ersten Mal das Projekt einer Bekenntnisformulierung in Angriff genommen. Es wurde 1993 von der Ältestenversammlung verabschiedet und publiziert. Es trug sowohl dem täuferisch-freikirchlichen Erbe (Gemeindeverständnis, Ethik, Taufe und Abendmahl), dem evangelisch-erwecklichen Bekenntnis (z.B. Bibeltreue, Christus, Bekehrung und Glaube, Mission) als auch dem Aufbruch Rechnung. Ziel war, die Identität der ETG-Gemeinden als evangelische Freikirche mit täuferischer Prägung zu stärken.

Der Bundesleitung stand ab da ein teilzeitlich geführtes Sekretariat zur Verfügung. Da die vielfältigen Aufgaben der Bundesleitung bald nicht mehr nebenamtlich erledigt werden konnten, wurde an der Bundeskonferenz vom 20. Juni 1987 in Bern die Schaffung einer Stelle eines theologischen Mitarbeiters beschlossen.

Der Gemeindebau wurde zum großen Anliegen des Bundes. Während sich kleinere Gemeinden und Stubenversammlungen auflösten verzeichneten einzelne Gemeinden einen erfreulichen Zuwachs. Nahezu alle Gemeinden bauten ihre Versammlungshäuser neu oder erweiterten diese wesentlich. Der Inlandmission, einem Arbeitszweig des Bundes, wurde die Aufgabe übertragen, die Gründung und den Bau von Gemeinden zu fördern, um so den Menschen an ihrem Wohnort das Evangelium in Wort und Tat zu bezeugen.

Die Strukturen der ETG um 1985

Aus den anfänglich einfachen Strukturen der Evangelischen Täufergemeinden war ein verzweigtes Netzwerk entstanden. Ab 1950 entwickelten sich eine ganze Anzahl eigenständiger Werke, die mit dem Bund ETG verbunden waren. Zum Zeitpunkt der Gründung des Bundes 1985 konnte die Bewegung folgendermaßen beschrieben werden:

  • 22 Gemeinden in der Schweiz, 10 Gemeinden in Deutschland, 3 Gemeinden in Frankreich mit ca. 2500 Mitgliedern.
  • Seit 1990 Mitglied des Verbandes der evangelischen Freikirchen und Gemeinschaften in der Schweiz (VFG – heute: freikirchen.ch).
  • Das karitativ-soziale Hilfswerk Genossenschaft «HILFE», gegründet 1921, und die in den USA etablierte Parallelorganisation mit Namen «AID».
  • Evangelischer Missionsdienst, «EMD», gegründet 1955.
  • «CREDO» Evangelisches Jugendlager, Verein gegründet 1961. Der Verein, unterhält in Wilderswil (Schweiz) ein Ferienheim.
  • Evangelisches Freizeitheim «Lindenwiese». 1972 als Verein gegründet, unterhält in Überlingen-Bambergen (Deutschland) ein Freizeitheim.
  • Inlandmission von der Bundeskonferenz gewählte Kommission des Bundes ETG zur Förderung von Gemeindebau und Gemeindewachstum, finanziell dem Bund ETG angeschlossen, bietet Tagungen, Kurse, Vorträge und Mithilfe bei Gemeindegründungen an.
  • Sonntagsschullehrerkomitee finanziell eigenständiges Komitee, fördert den Kontakt unter den Sonntagsschullehrerinnen und -lehrern, vermittelt Unterrichtsstoff, organisiert Fortbildungskurse.
  • Ein Jugendkomitee (JUKO) als finanziell eigenständiges Komitee innerhalb des Bundes ETG fördert die Jugendarbeit, bietet den Jugendgruppen Beratung und Weiterbildung an, organisiert Jugendtagungen zu ausgewählten Themen und verfügt über eine spezielle Kommission für Teenagerarbeit.
    Die Teenagerclubs und Jungscharen der Schweiz sind bis heute in der Regel dem «Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen» (BESJ) angeschlossen.
  • Bibelschülerkomitee, gegründet März 1981 von der Bundesleitung gewählte Kommission, berät Interessenten und Absolventen von Bibelschulen, begleitet vollzeitliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gemeinden, organisiert entsprechende Tagungen
  • Verlagskommission mit eigener Rechnung, ebenfalls von der Bundesleitung gewählt, gibt das «Freuet Euch INFO» sowie weitere Schriften, Broschüren, Prospekten des Bundes sowie die gemeindeeigenen Gesangsbücher heraus.
  • Kommission für Weiterbildung, die Weiterbildungskurse (Textauslegung und Verkündigung, Seelsorge, Gemeindeleitung) anbietet, Tagungen für Laienprediger und Älteste organisiert, ein Fernstudienprogramm (Gemeindebibelschule) begleitet sowie jährlich ein Studienheft «Bibelstudium an der Basis» (für Hauskreise oder Gemeindebibelstunden) herausgibt.
  • Arbeitsgruppen für Tagungen, die jährliche Ältestentagungen (Gemeinschaftspflege, Erarbeitung von theologischen Fragen, Seelsorge, Stellungnahme zu ethischen Fragen)
  • Die 5 Alters- und Pflegeheime und eine Alterssiedlung bilden eigene Körperschaften, sind jedoch den örtlichen Gemeinden angegliedert.

Wenn auch eine dichte Vernetzung der Aufgabenbereiche vorhanden war und verschiedene übergemeindliche Dienste geschaffen wurden, behielt der Gemeindeverband dennoch einen föderativen Charakter. Vielleicht mehr als früher entwickelten die Gemeinden eine starke Eigenständigkeit.

Tradition und Wandlung nach 1985

Wie ihr Umfeld war die Gemeinschaft Evangelisch Taufgesinnter (heute: Evangelische Täufergemeinden, ETG) im Laufe ihrer Geschichte einem steten Wandel unterworfen. Oft wirkten sich dabei Traditionen hinderlich auf notwendige Schritte aus. Häufig stand dabei die Frage, was Tradition und was unveränderliche biblische Wahrheit ist im Zentrum der Diskussion.

Fester Zusammenhalt unter den Geschwistern

Zur Zeit der Entstehung der Evangelisch Taufgesinnten Gemeinden im vorletzten Jahrhundert hatte die Staatskirche einen viel größeren Einfluss in der Gesellschaft. Christen, die in ihrer Erkenntnis nicht in allen Dingen der offiziellen Lehrmeinung entsprachen, wurden schnell als Ketzer bezeichnet und verfolgt. Diese Abgrenzung bewirkte eine enge Verbindung unter den Geschwistern. Gegenseitige Anteilnahme und Fürsorge waren selbstverständlich. So entwickelte sich innerhalb der Gemeinden eine starke soziale Tätigkeit. Witwen und Waisen, Kranke und sozial Benachteiligte wurden unterstützt. Das war ein dringliches Anliegen, weil die staatlichen Sozialhilfen in der damaligen Zeit ungenügend waren. Durch den Bau von gemeindeeigenen Altersheimen (Au/ZH 1893, Bern 1909/1924, Pfäffikon/ZH 1910, Stäfa/ZH 1932, Neuhütten/D 1957) fanden ältere und behinderte Mitmenschen einen Ort der Geborgenheit. Diese Häuser wurden den neuen Anforderungen entsprechend renoviert und teilweise durch eine Pflegeabteilung ergänzt. Ebenso entsprach der Raum von preisgünstigen Alterswohnungen einem großen Bedürfnis.

Politische Ämter

Hatten früher Mitglieder der ETG -Hemmungen, politische Ämter zu bekleiden, so kam man zu der Ansicht, dass die Mitarbeit in öffentlichen Diensten und politischen Ämtern notwendig sei, um auch hier christliche Werte einzubringen.

Ausgebaute Gemeindestrukturen

Während früher nur lose, einfache Strukturen bestanden, wurden Aufgabenbereiche wie Jugendarbeit, Mission und Evangelisation vermehrt gut organisiert. Auch an die Gemeindeleitung und an die Gottesdienstgestaltung wurden höhere Ansprüche gestellt.

Liedgut

Dem Gesang und seinem in der gemeinsamen Anbetung Gottes verbindenden Charakter wurde in den ETG-Gemeinden schon immer große Beachtung geschenkt. Er verbindet und belebt und dient der gemeinsamen Anbetung Gottes. Das Liederbuch, die «Zionsharfe», entstand zwischen 1828 und 1854 und wurde später ins Ungarische, Serbische, Rumänische und Englische übersetzt. In 12 Auflagen erfuhr sie nur geringe Veränderungen. 1974, also nach 120 Jahren ihrer Entstehung, wurde sie revidiert. Selten gesungene Lieder wurden ausgeschieden und neue Lieder aufgenommen. Man glaubte, mit dieser Revision den gewandelten Bedürfnissen gerecht geworden zu sein. Nach 1985 wurden jedoch in den meisten Gemeinden neben der Zionsharfe noch zusätzliche Liederbücher benützt, die vor allem die Anbetung und den Lobpreis Gottes in den Mittelpunkt stellen und mit ihren neuen, frischen Melodien Anklang finden. Das «Lange Heftli», ein weiteres traditionelles Liederbuch der ETG, wurde neu entdeckt und eine Neuauflage drängte sich auf.

Clan-Kirche

Etliche ETG-Gemeinden hatten den Charakter von «Clan-Kirchen», indem das Gemeindeleben jeweils von einer Handvoll Familien bestimmt wurde. Oft finanzierten diese die Gemeinden maßgeblich. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte die ETG zudem etliche Unternehmerdynastien hervor, deren Firmen heute in der Schweiz fast alle kennen (Kambly, Baer Käse, Geistlich). Andere sind in Insiderkreisen oder regional bekannt (Büchi Glas Uster, Brütsch-Rüegger, HAWA, verschiedene Schreinereien und Grossbauern). Etliche Firmen sind auch von der Bildfläche verschwunden (Handar, …).

Einsetzung erster Pastoren

In den 1980er-Jahren stellten die ersten Gemeinden Pastoren ein. Anfangs des 21. Jahrhunderts hatten fast alle Gemeinden mit 50 und mehr Mitgliedern zumindest eine Person in Teilzeitanstellung; einige größere Gemeinden haben mehrere Personen angestellt. Die Pastoren/Pastorinnen usw. kommen je ungefähr zu Hälfte aus der ETG bzw. aus anderen Gemeindeverbänden.

Eine parallele Entwicklung erlebte zugleich die Bundesleitung. Von 1988 bis 2008 hatte die Bundesleitung mit dem Theologen Peter Marti einen vollzeitlichen theologischen Mitarbeiter. Seit seiner Pensionierung wurden wo möglich Pastoren aus den Gemeinden in die Bundesleitung berufen und teilzeitlich angestellt. Die theologische Kompetenz hat sich damit in der Bundesleitung deutlich erhöht.

Weitere Entwicklungen des Bundes nach 1985

Der Bund ETG entstand wie oben ausgeführt aus dem losen Netzwerk der Evangelischen Täufergemeinden in Westeuropa (Schweiz, Deutschland, Frankreich, Österreich, Schweden). Gemäß den ersten Statuten aus dem Jahre 1985 durften die Gemeinden in den ersten fünf Jahren nicht austreten. Es war aber schon damals klar, dass verschiede Gemeinden, welche durch osteuropäische Geschwister (Jugoslawien, Ungarn, Rumänien) geprägt sind, keinen Bund wollten und deshalb auch nie einen Beitrag an den Bund leisteten.

Der Bereinigungsprozess wurde bis 2003 abgeschlossen. Die französischsprachigen Gemeinden suchten Anschluss an Gemeindeverbände in ihrer Sprachregion, einzig die französischsprachige Gemeinde Chaindon (Berner Jura) verblieb im Bund. Zudem mussten verschiedene kleinere Gemeinden (1997 Schaffhausen, 2001 Wolhusen, 2003 Rothrist und Kolbermoor, 2009 Uster und 2013 Karlsruhe-Durlach) ihre Gemeindehäuser schließen. 2020 fusionierte die Gemeinde Stäfa mit der Chrischona Stäfa. Die neue Gemeinde (Kompass Kirche) trat aus der ETG aus und gehört neu zu Chrischona Schweiz (Viva Kirche).

Eine etwas spezielle Geschichte schrieb die Gemeinde Steinen/Lörrach. Die Gemeinde Basel, welche an der Grenze zu Deutschland liegt, hatte schon lange eine gewisse Anzahl Mitglieder aus dem nahen Wiesental (Deutschland). Ein missionarisch veranlagter Prediger und Unternehmer stellte ein Landstück für einen Kirchenneubau zur Verfügung. So entstand Ende der 1980er Jahre die Gemeinde Steinen. Infolge einer theologischen Meinungsverschiedenheit trat die Gemeinde rund 10 Jahre nach dem Eintritt in den Bund wieder aus. Eine Anzahl Mitglieder aus Steinen war mit dem Austritt nicht einverstanden und gründet in Lörrach eine neue Gemeinde. Diese Gemeinde konnte aber kaum neue Mitglieder gewinnen und musste nach wenigen Jahren ebenfalls wieder aufgegeben werden.

Im gleichen Zeitraum schlossen sich zwei Gemeinden dem Bund an:

  • Scheppach – eine Gründung durch die Gemeinden Neuhütten
  • Sennhütte (Hombrechtikon) – die Gemeinde wurde 1977 im Anschluss an eine Evangelisation im Dorf, maßgeblich durch Personen aus dem Bund ETG gegründet.

Trends in den Jahren 2000 und 2020

  • Viele ETG-Gemeinden haben sich dem Durchschnitt einer Freikirche in der Schweiz oder Süddeutschland angenähert. Am deutlichsten ist dies am Liedgut festzumachen. Ein zeitgemäßer Lobpreis hat das eigene, vierstimmige Liedgut zum großen Teil ersetzt.
  • Anfangs 21. Jahrhundert ist der Bund ETG dem VFG – dem Freikirchenverband (freikirchen.ch) in der Schweiz beigetreten. In der Neuzeit heben sich etliche Mitgliedskirchen im Bund ETG durch ihre Namensgebung vom Bund ab, so die Kirche Spalen (ETG Basel), Die ARCHE (ETG Neuhütten), Kirche Neuhof (ETG Pfäffikon), Kirche Lachern (ETG Schlieren), Kirche Lindenwiese (ETG Lindenwiese) usw.
  • Weiter wurde Anfang des 21. Jahrhundert ein eigener Verein der Gemeinden in Deutschland (Verein Evangelische Täufergemeinden Deutschland e.V.) gegründet. Dank der Eigenständigkeit konnte dieser der ACK Baden-Württemberg (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen) beitreten. In Deutschland ist eine solche Mitgliedschaft sinnvoll, da etliche soziale Einrichtungen (Kindergärten, Pflegeheime usw.) von kirchlichen Trägerschaften geführt werden und die Mitarbeit in solchen Institutionen die Mitgliedschaft in einer Kirche, welche der ACK angeschlossen ist, voraussetzt.
  • Die ETG-Gemeinden und -Kirchen wollen täuferische Profilmerkmale pflegen. Die Gemeinschaft beim Essen hat darum auch heute noch einen hohen Stellenwert. Diese Tradition ist ein Ausdruck davon, dass Kirche nicht nur als gottesdienstliche Veranstaltung, sondern als Familie verstanden wird, bei der man sich insbesondere am «Familientisch» trifft, sich austauscht und mit hoher Verbindlichkeit füreinander da ist.
  • Die ETG-Gemeinden verstehen sich als Beteiligungskirchen, in denen als Gemeinschaft um theologische Fragen und Lebensthemen gerungen wird. Die ehrenamtliche Mitarbeit wird bewusst gepflegt. Die Gemeinden sollen nicht zu Pastorenkirchen werden, sondern Kirchen mit Pastoren bleiben. Hauptaufgabe der Pastorinnen und Pastoren ist die Funktion als Coaches. Ihr Dienst hat das Ziel gabenorientierte Bevollmächtigung und Befähigung der Gottesdienstbesucher und Gemeindeglieder zu ermöglichen.
  • An der (Glaubens-)Taufe von jungen Erwachsenen und Erwachsenen wird festgehalten. Heute finden Taufen oft an einem See, Fluss oder Teich und nicht mehr im Taufbecken des Gottesdienstraumes statt.
  • Die ETG-Gemeinden in den größeren Städten (Zürich, Bern, Basel) waren während Jahrzehnten, nicht zuletzt wegen ihrer Größe, prägend für die Gesamtbewegung, indem sie kleinere Gemeinden mit Predigtdiensten unterstützten und profilierte Persönlichkeiten für die Vorstände von Werken sowie zur Organisation von Tagungen und theologische Arbeitsgruppen stellten. Wie die meisten ETG-Gemeinden hatten sie jedoch einen großen geografischen Einzugsbereich. Viele Mitglieder fuhren Sonntag für Sonntag viele Kilometer in ihre Gemeinde. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts erlebten diese Gemeinden starke Herausforderungen durch vielschichtige Veränderungen. Insbesondere in den Städten wurden beispielsweise neue Jugendgemeinden gegründet, die die Bedürfnisse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen gezielter «bedienten». Die Gottesdienstkultur veränderte sich. Dazu gehört insbesondere auch die Art der Anbetung. Die ehemals großen Stadtgemeinden im Bund ETG verkleinerten sich drastisch und mussten sich diesen neuen Gegebenheiten anpassen. Gleichzeitig gewannen etliche Gemeinden auf dem Land (Neuhütten, Überlingen, Erlen, Diessbach, Pfäffikon) Mitglieder und überholten zum Teil die Stadtgemeinden bezüglich der Anzahl Gottesdienstbesucher/innen.
  • Während der Corona-Pandemie haben viele ETG-Gemeinden begonnen, Live-Streams anzubieten. Dadurch gelang es einigen Gemeinden, Menschen weit über ihr herkömmliches Einzugsgebiet zu erreichen.

Gemeinden und Mitglieder

Im Jahr 1996 sandte die ETG Oppelsbohm / EMD Deutschland, Dirk und Annette Staudinger mit der Kontaktmission in die Gemeindegründungsarbeit in die Eifel aus. Aus diesem Wirken wuchs die Gemeinde in St. Vith, Belgien. Es entstanden Hauskreise und später die Gemeinde Prüm. Seit 2001 war Dirk Staudinger dort als Pastor angestellt. Nachdem die Gemeinde in Prüm im Herbst 2015 einen Antrag auf Mitgliedschaft im Bund ETG gestellt hatte, wurde sie am 1. April 2017 durch die Leiterkonferenz des Bundes in Wüstenrot einstimmig aufgenommen. 2017 bestand die Gemeinde aus Rund 30 Mitglieder und 40-60 Gottesdienstbesuchern. Dank dieser Entwicklung wurde 2018 der Bau eines eigenen Gemeindehauses in Angriff genommen. Mittels tatkräftiger, praktischer Hilfe sowie durch Spenden, insbesondere durch ETG-Gemeinden, konnte am 29. September 2019 das neue Gemeindehaus anlässlich eines Festgottesdienstes eingeweiht werden. Parallel dazu wurden Gottesdienste im benachbarten Daun initiiert.

2019 wurde Helena Gysin als erste Frau in die Bundesleitung gewählt. Mit ihrem journalistischen Hintergrund zeichnete sie sich unter anderem für Kommunikation („unterwegs“, Newsletter etc.) verantwortlich.

2021 wurde in Biel ein Verein ETG Biel gegründet mit dem Ziel in Biel eine neue Gemeinde zu gründen.

Im Jahr 2021 bestand der Bund ETG aus 18 Gemeinden in der Schweiz, 7 Gemeinden in Baden-Württemberg und 1 Gemeinde in Rheinland-Pfalz. Zur Gemeinde in Hallein-Rif (Österreich, Nähe Salzburg) werden rege Kontakte gepflegt, auch wenn ein Beitritt zum Bund aufgrund der geografisch großen Distanz zur nächsten ETG-Gemeinde bisher nicht zur Debatte stand.

In den Gemeinden des Bundes ETG versammelten sich im Jahr 2020 wöchentlich rund 2500 Personen in den Gottesdiensten. Wobei immer mehr Menschen als regelmäßige Gottesdienstbesucher wahrgenommen werden ohne verbindlich als Mitglied der örtlichen Gemeinde beizutreten.

Der Bund ETG bündelt Aufgaben und Kompetenzen, um die Gemeinden in ihrer Arbeit zu unterstützen. Die Bundesleitung fördert und unterstützt Leiter, um Kindern und Jugendlichen attraktive Freizeitangebote mit christlichen Inhalten zu ermöglichen. Er veranstaltet Impulstagungen und steht den Gemeinden rund um Fragen zu Anstellung, Vergütung, Altersvorsorge, Richtlinien und vielem mehr als Ansprechpartner zur Seite.

Ausbildung

Nachdem das theologische Bildungszentrum Bienenberg seine Lehrgänge einstellte, hat die Bundesleitung beschlossen mit unterschiedlichen Bildungseinrichtungen Ausbildungsvereinbarungen abzuschließen, in denen auch Dozenten aus dem Bund ETG unterrichten. Dabei wurde Wert daraufgelegt, dass diese eine duale Ausbildung anbieten, bei welcher Studierende gleichzeitig studieren und vor Ort in der Gemeinde weiter mitarbeiten und praktische Erfahrungen sammeln können. Gleichzeitig fördert der Bund ETG junge Menschen mit einem finanziellen Beitrag, welche sich in einer solchen theologischen Schule ausbilden lassen. Diese Unterstützung soll dazu beitragen, dass auch in Zukunft ausreichend ausgebildete Personen für den Dienst in ETG-Gemeinde vorhanden sind.

Weiterbildung

Nach wie vor ist den ETG-Gemeinden jedoch die ehrenamtliche Mitarbeit und die dazu notwendige Ausbildung sehr wichtig. Jährlich werden durch die Bundesleitung sogenannte Impulstagungen organisiert. Im Jahr 2021 sind dies folgende drei:

  • Impulstagung für Gemeindeleitungen, jeweils im Frühling.
  • Impulstagung für Angestellte und Studierende, jeweils im Sommer
  • Impulstag für Gemeindeentwicklung, jeweils im Herbst

Die von der Bundesleitung vorbereiteten Tagungen der Gemeindeleitungen wurden lange Zeit zur Gemeinschaft und für Diskussion von Themen aus dem Gemeindealltag genutzt. Im 21. Jahrhundert hat sich immer mehr durchgesetzt, dass die Bundesleitung die Gemeindeleitungen unterstützt, die Gemeinden in die Zukunft zu führen. Die Impulstagungen sind entsprechend ausgerichtet und tragen zu einer Kultur des Wachstums bei.

Die Impulstagung für Gemeindeentwicklung ist eine Weiterentwicklung der früheren Tagung für Laienprediger. Die Bundesleitung wollte damit dem Verständnis Raum geben, dass der Gottesdienst und die Begegnung mit Gott sehr vielschichtig erlebt werden soll und nicht nur aus einer Predigt besteht.

Neben diesen jährlichen Impulstagung wurde im Jahr 2020 in der ETG Neuhütten das ETG-College gegründet. Dieses bietet Lehrgänge für ehrenamtliche Mitarbeitende in den Gemeinden an. Dieses Angebot hat dank seines Online-Formats eine Strahlkraft für alle Gemeinden des Bundes ETG und darüber hinaus.

Jugend

Als Fortführung des früheren Jugendkomitees wurden später Personen für die Bereiche Jugend sowie Kinder angestellt. Im Jahr 2020 wurde aufgrund von Kündigungen die Aufgabe zur Förderung und Unterstützung neu durchdacht und organisiert.

Im Jahr 2021 berief die Bundesleitung für den Bereich Jugend ein „Connect-Team“ ins Leben und ernannte sogenannte Jugendcoaches. Dieses Team unterstützt und fördert die lokalen Jugendleiter und organisiert gemeindeübergreifende zum Teil regional ausgerichtete Veranstaltungen. Der jährliche Höhepunkt bildet die Jugendkonferenz «Connect» auf der Lindenwiese mit jeweils über 200 Teilnehmer/innen.

Gemeindegründung

Im Jahr 2018 wurde in der Schweiz das Gemeindegründungsnetzwerk NC2P (National Church Planting Process) gegründet, bei welchem der Bund ETG von Beginn an Teil war. Das Gemeindegründungsprojekt in Biel konnte dadurch von Anfang an professionell begleitet und unterstützt werden.

Im Jahr 2020 hat der Bunde ETG seine Kommunikation den neuen Möglichkeiten angepasst. Neben seiner schon länger bestehenden Homepage präsentiert sich der Bund ETG auch auf einem eigenen YouTube Kanal, Instagram und Facebook. Zunehmend werden Veranstaltungen des Bundes ETG per Live-Stream übertragen. Diese Entwicklung macht es möglich, dass die Inhalte der Tagungen auch nachträglich als Video zur Verfügung stehen. Im Jahr 2021 wurden zudem sogenannte «Herzschlag»-Video initiiert, welche spannende Personen und Projekte aus dem Bund ETG bekannt machen.

Newsmeldungen werden regelmäßig per Online-Newsletter versendet. Einmal jährlich, jeweils Anfang Jahr, erscheint aber weiterhin ein gedrucktes «Unterwegs». Darin enthalten ist der Jahresbericht der Bundesleitung, ein Ausblick auf das neue Jahr, diverse Einblicke in Gemeinden und Werke sowie ein Überblick über die Gemeinden im Bunde ETG, sowie Kurzporträts der Mitglieder der Bundesleitung.

Netzwerk

Der Bund ETG ist historisch mit verschiedenen Werken partnerschaftlich verbunden.

Werke mit Mitgliedstatus im Bund ETG:

  • EMD Fachstelle für interkulturelle Zusammenarbeit (CH). Gegründet 1956 in Basel.
  • EMD Deutschland – Fachstelle für interkulturelle Zusammenarbeit. Gegründet 1965 in Ludwigsburg.
  • Genossenschaft Hilfe. Gegründet 1921 als Ausdruck christlicher Nächstenliebe.
  • Credo Schloss Unspunnen. Gegründet 1961 in Wilderswil.
  • Freizeitheim Lindenwiese. Gegründet 1972 in Überlingen-Bambergen (Deutschland).

Sozial-diakonische Werke

Folgende Werke sind mit lokalen ETG-Gemeinden verbunden:

  • Haus Waldruh – Wüstenrot/Neuhütten.
  • Betagtenheim Mattenhof – Bern.
  • Wohn- und Alterszentrum Neuhof – Pfäffikon.
  • Alters- und Pflegeheim Au – Au.

Mitgliedschaften

  • Seit 1990 Mitglied von freikirchen.ch (Verband der evangelischen Freikirchen und Gemeinschaften in der Schweiz).
  • Schweizerische Evangelische Allianz.
  • Die Evangelische Allianz Deutschland.
  • Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland.

Mit der Wahl von Bernhard Ott als Präsident des Bundes ETG orientierte sich der Bund ETG zunehmend an einer später als «missional» bezeichneten Ausrichtung. Diese Ausrichtung wurde mit dem Leitmotiv «Mit Gott aufbrechen zu den Menschen» kommuniziert. Inhaltlich wurde vor allem an den Ältesten- bzw. später Gemeindeleitungstagungen gemeinsam an dieser Ausrichtung gearbeitet. Folgende Themensetzungen prägten diese Jahre:

  • 2009: Leitung durch Lehren: Gute biblische Grundlage; der Leiter ist ein Lehrer. Mit Traugott Hopp.
  • 2010: Mit Gott aufbrechen zu den Menschen: Leitbild Matthäus 28. Mit Marc Nussbaumer.
  • 2011: Geistesgegenwärtig führen: Fokussierung auf den Leiter/die Leiterin – geistliche und weisheitliche Dimension. Mit Daniel Zindel.
  • 2012: Handelt, bis dass ich wiederkomme (Lukas 19, 13) – «Steuerrad» von Mission – Vision – Strategie. Mit Wilf Gasser.
  • 2013: believing – belonging – behaving: Wie Menschen im 21. Jahrhundert Christen werden und Christen bleiben. Mit Bernhard Ott und Thomas Dauwalter.
  • 2014: Mit Gott aufbrechen in der Kraft des Heiligen Geistes. Mit Meinrad Schicker.
  • 2015: Change Agent der Liebe Jesu. Mit Dieter Kemmler.
  • 2016: Vom Camping Gott zur Camping Gemeinde. Mit Bernhard Ott.
  • 2017: Gemeinde Jesu gestalten in nachchristlicher Zeit. Mit Stuart Murray.
  • 2018: Eine Jüngerschaftskultur aufbauen. Mit Stephan Käser und Roger Keller.
  • 2019: Lernen von Jesus und den Vätern – unser geistliches Leben. Mit Wolfgang J. Bittner
  • 2020: Dem Leben nachjagen – Die Freude am Gebet neu entdecken. Mit Peter Höhn. (Konnte aufgrund der Corona-Pandemie jedoch nicht durchgeführt werden).
  • 2021: WeQ – Geheimrezept der Kirche für die Welt. Mit Marlin Watling.
  • 2022: Was gesund ist wächst. Antworten auf die Relevanzkrise des Christentums. Mit Christian A. Schwarz.

Im Jahr 2015 entwickelte die Bundesleitung zudem ein neues Leitbild mit dem Leitmotiv: «Bewegt von Gottes Liebe für die Menschen». Damit wurde die Grundausrichtung des vorherigen Leitmotivs aufgenommen. Gleichzeitig wird neu betont, dass die ETG-Gemeinden eine «Bewegung» sind, welche sich aktiv in die aktuellen Fragestellungen einbringen. Der Bund ETG orientiert sich dabei an vier Blickrichtungen:

 

  • UP- Unser Blick geht nach oben… zu Gott! Wir schauen auf zu Gott und beten ihn an. Wir ergreifen die Vaterhand Gottes, die er uns in Jesus Christus entgegenstreckt. Wir hören auf den Heiligen Geist. Wir leben und handeln aus der Kraft des dreieinigen Gottes. «Bleibt in mir, und ich werde in euch bleiben.» Joh. 15,4
  • IN – Unser Blick geht nach innen… zu denen, die mit uns in Gemeinschaft leben! Wir leben Vergebung und Versöhnung und erleben, dass Jesus Christus erneuerte Beziehung ermöglicht. Wir folgen als Lehr- und Lerngemeinschaft Jesus nach. Wir lesen gemeinsam die Bibel und unterstützen uns gegenseitig in unserem Leben mit Jesus. Wir teilen die Begabungen, die Gottes Geist schenkt: Keiner hat alles, jede und jeder hat etwas. «Liebt einander, wie ich euch geliebt habe. An eurer Liebe zueinander werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid.» Joh. 13,14-35
  • OUT – Unser Blick geht in die Weite… zu den Menschen, die Gott liebt! Wir sind berührt und bewegt von Gottes Bewegung zu den Menschen, die Gerechtigkeit, Friede und Freude bringt. Wir sind als Gemeindebewegung dazu berufen, Teil dieser Bewegung Gottes zu den Menschen zu sein. Wir bezeugen durch Wort und Tat Gottes Gerechtigkeit, seinen Frieden und seine Freude. «Friede sei mit euch!», sagte Jesus: «Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich jetzt euch.» Joh. 20,21
  • OF – Unser Blick geht zur weltweiten Kirche von Jesus Christus! Wir sind Teil der Kirche, die Gott seit jeher auf allen Kontinenten und in verschiedenen Konfessionen und Traditionen sammelt. Als christliche Gemeinden, die in der täuferischen Tradition stehen, sind wir verbunden mit Christinnen und Christen anderer Kirchen. Wir wollen im vielstimmigen Chor der Christenheit von anderen lernen und unsere täuferische Stimme mit Gewissheit und zur Ehre Gottes einbringen. Jesus betet: «Ich bitte, dass sie alle eins sind… Dann wird die Welt glauben, dass du mich gesandt hast.» Joh. 17,2

Wir – Mit euch – In Bewegung. Wir befähigen Gemeinden.

Im Jahr 2020 wurde diese Profilierung nochmals akzentuiert. Das Leitmotiv des Bundes hieß nun: «Wir – Mit euch – In Bewegung. Wir befähigen Gemeinden.» Das war ein klares Statement. Damit wollte die Bundesleitung nun nicht nur begleitend agieren, sondern aktiv und tatkräftig zum Gedeihen und Entwickeln der Gemeinden beitragen.

Das Leitbild lautete: Bewegt von Gottes Liebe für die Menschen. Die vier Blickrichtungen wurden nun als leitende Beziehungsfelder definiert:

  • UP: Wir leben aus der Beziehung zu unserem dreieinigen Gott – genährt und geleitet durch Bibel, Gebet und Gottes Geist.
  • IN: Wir leben in versöhnter, tragender Gemeinschaft – einander unterstützend und dienend, mit unterschiedlicher Begabung, folgen wir Jesus nach.
  • OUT: Wir leben in Beziehung zu allen Menschen – berührt und bewegt von Gottes Ziel für eine in Seinem Sinne erneuerte, menschliche Welt.
  • OF: Wir leben in Beziehung zur weltweiten Kirche von Jesus Christus – als Teil der Kirche, die Gott seit jeher auf allen Kontinenten, zu allen Zeiten und in verschiedensten Konfessionen und Traditionen sammelt.

Bis heute und auch in Zukunft schreibt Gott Geschichte mit dem Bund ETG. Die Menschen, die sich zu dessen Kirchen/Gemeinden zählen, sind «bodenständig» und vom Himmel inspiriert.