von Helena Gysin
Der Festgottesdienst zum 100-Jahr-Jubiläum fand in der ETG-Zürich statt, wo zuvor am Samstag auch schon die jährliche Generalversammlung des Hilfswerks über die Bühne ging. Jörg Leimgruber, aus dem Leitungsteam der ETG-Zürich, begrüßte die rund 100 Gäste – unter ihnen Personen aus Deutschland und ehemalige Vorstandsmitglieder der HILFE.
Martin Lobsiger, der im vergangenen Jahr den Präsidentenstab an Urs Klauser übergab, wies gleich zu Beginn auf den ewigen Gott hin, der in Psalm 113 beschrieben wird und der auch die Geschichte der HILFE schrieb. Das Ziel des Hilfswerks lautet seit 101 Jahren: Hilfe an arme, kranke und notleidende Menschen zu leisten. Dass es den Exponenten der HILFE weniger um Namen geht – aktuell und in der Vergangenheit – sondern ausschließlich darum, dass die anvertrauten Spenden in Gottes Reich etwas bewirken, spürte man dem ganzen Fest an. „Ein Fest feiern und Schmerz spüren – geht das zusammen?“, fragte Urs Klauser. Ja, das gehe, wenn man dabei das Herz am rechten Ort habe, betonte er.
Wir alle sind die „HILFE“
Thomas Dauwalter, Vorsitzender Bundesleitung des Bundes ETG, wies in seinem Grußwort darauf hin, dass Hilfe stets Hände und Füße erhalten müsse. „Ein Lächeln genügt nicht!“, stellte er klar. Weiter erinnerte er die Anwesenden daran, dass nicht nur der Vorstand der Genossenschaft HILFE, sondern wir alle im Bund ETG „HILFE“ seien: „Darum, wenn ich der HILFE Gottes Segen wünsche, meine ich damit ein weites Herz, Weisheit und Finanzen. Finanzen, welche durch unser aller Hände in die Kasse des Hilfswerks fließen.“
1921 wurde die HILFE in Zürich an ebendieser Adresse, wo auch die Jubiläumsfeierlichkeiten stattfanden, von sieben Brüdern aus den Reihen verschiedener ETG-Gemeinden gegründet. Michael Jost, als jüngstes Vorstandsmitglied der HILFE, führte in einem kurzen historischen Überblick aus, dass die Entstehung des Werks maßgeblich dem Eindruck von Alfred Geistlich zuzuschreiben ist. Dieser besuchte kurz nach dem ersten Weltkrieg Wien, wo er tief berührt, das Elend der Flüchtlinge aus dem Osten wahrnahm und Handlungsbedarf erkannte. Bis heute ist bezeichnend, dass jeder Franken und jeder Euro, der an die HILFE gespendet wird, direkt zu notleidenden Menschen fließt. Die Vorstandsmitglieder engagieren sich allesamt ehrenamtlich, Löhne werden keine bezahlt, da das Hilfswerk die Spendengelder traditionsgemäß an bestehende Organisationen oder Personen vor Ort überweist, die bereits in den jeweiligen Krisengebieten tätig sind. Als jüngstes Beispiel berichtete Dieter Trefz, Missionsdirektor der Kontaktmission e.V., über das Engagement von Partnern der Kontaktmission für Menschen, die durch den Krieg in der Ukraine in Not geraten sind. Die HILFE beteiligt sich unter anderem finanziell an den Kosten für Hilfsgüter.
Die Körpersprache der Gemeinde
Bernhard Ott zeigte zum Einstieg in seine Predigt eine Karikatur. Diese dokumentierte die Diskrepanz zwischen nonverbalen und verbalen Ausdrucksweisen. Insbesondere die Körpersprache spräche oft lauter, als die tatsächlich gesprochenen Worte. „Die Genossenschaft HILFE ist die Körpersprache der ETG“, zeigte sich der ehemalige Vorsitzende des Bundes ETG überzeugt. Anhand von Bibeltexten aus Apostelgeschichte 2 und 3 machte Ott deutlich, dass nebst Gastfreundschaft und Tischgemeinschaft, das Teilen von materiellen Gütern unabdingbar zur Körpersprache der Gemeinde gehöre. Mehr noch als das, was wir üblicherweise unter „Evangelisation“ verstehen, sollten bedürftige Menschen aller Art durch unsere praktischen Hilfeleistungen unseren Herrn Jesus sehen. „Wenn Menschen das Evangelium nicht nur hören, sondern sehen, riechen und schmecken, ist das sehr effizient“, betonte Bernhard Ott.
Urs Klauser, Präsident HILFE, wies in seinem Schlussplädoyer darauf hin, dass unser Bewusstsein für weniger Privilegierte Hand in Hand mit dem Wissen um die göttlichen Ressourcen gehen müsse. Die Genossenschaft HILFE möchte nachhaltig helfen und unterstützt darum letztlich Projekte, die sowohl bezüglich Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft einen Unterschied machen. Ein Geschenk, wenn Menschen dadurch die Körpersprache Gottes erkennen!
Im Anschluss an den Festgottesdienst wurden zwei Aspekte der Körpersprache der Gemeinde gleich in die Praxis umgesetzt: Gastgeber übten sich in Gastfreundschaft und Gäste in Tischgemeinschaft. In angeregten Gesprächen wurden Erinnerungen und Aktualitäten geteilt und dabei Köstlichkeiten vom Buffet genossen.
Bilder: Vorstand HILFE / Bernhard Ott hält anlässlich des Festgottesdienstes die Predigt